Wir freuen uns nun den Videomitschnitt der 3. Runde der Vaihinger Gespäche präsentieren zu können und wünschen viel Spass damit!
Autor: wordpress
3. Runde der Vaihinger Gespräche – Wie werden wir zum Prosumenten?
Dienstag 15. März, 19:15 Uhr, 150 Gäste und gute Stimmung im Rudi-Häussler-Saal in Stuttgart-Vahingen. Nach einer kurzen Begrüßung durch Cornelia Geeve beginnt ein gut gelaunter Niko Paech seinen Vortrag. Wie immer zieht er die Zuhörer schnell in seinen Bann.
Die zentrale Botschaft von Niko Paech an diesem Abend ist, durch den Verzicht von Konsum und die Reduktion der Arbeitszeit (auf 20 Stunden) und damit des Einkommens die Industrieproduktion zu halbieren. Dies sei notwendig um die Klimaschutzziele zu erreichen. Der Konsument solle sich vom reinen Konsumenten durch Subsistenz und Suffizienz (Teilen, Selbst machen, Reparieren, Verzichten, …) zum Prosumenten (Konsument und Produzent) entwickeln.
Wie immer ist es Paech wichtig zu betonen, dass der Verzicht auf Konsum gleichzeitig ein mehr an Lebensqualität bedeuten kann. Ein mehr an Zeit für Kultur, Familie und Freunde, Genuss und weniger Stress. Die Aussagen von Paech überzeugen im ersten Moment. Doch spätestens bei der Diskussion wird deutlich, dass auch Niko Paech keine Antworten auf alle Fragen liefern kann. Immer wenn es an die politische Umsetzbarkeit innerhalb der bestehenden Verhältnisse geht, appelliert er an den Verbraucher als Individuum und gibt zu, dass es aktuell kaum vorstellbar ist, dass eine relevante politische Partei sich seine Ideen ins Parteiprogramm schreibt.
Auf die Frage, ob nicht mit starkem Widerstand derer zu rechnen sei, die von dem jetzigen System in hohem Maße profitieren, gibt er zur Antwort, dass ein nicht konfrontativer Weg zur Postwachstumsökonomie führen könne und ohne direkte Konfrontation auch kein großer Widerstand zu erwarten sei.
Trotz der im ersten Teil seines Vortrags skizzierten Folgen eines Weiterwirtschaftens wie bisher, gehen die Besucher am Ende offensichtlich mit einem guten Gefühl nach Hause. Paechs schafft es, seinen ZuhörerInnen die Zuversicht zu vermitteln, dass sie mit ersten Schritten auf dem Weg zur Postwachstumsökonomie (bewusster Konsumverzicht, Teilen, Reparieren, Selbermachen etc.) zu einer Avantgarde gehören, die im Falle Krise (z. B. Versorgungskrise mit Rohstoffen für die Industrieproduktion), die ein anderes Wirtschaften zwingend notwendig macht, als Schablone dienen wird.
Solche Beispiele zeigen, dass ein anderes Leben und Wirtschaften möglich ist. Dass durch kapitalistische Pofitmaximierung unsere Lebensgrundlagen
zerstört werden, ist offensichtlich. Wie die Menschheit den Kapitalismus hinter sich lassen kann, ist das noch zu lösende Problem. Wie jedoch das Ziel aussehen könnte, hat Niko Peach uns sehr bildhaft, detailliert und begeisternd vor Augen geführt.
Ostermarsch 2016
Fluchtursache Krieg bekämpfen! Kriegseinsätze sofort beenden!
Wir rufen auf zum Ostermarsch 2016
Der Ostermarsch findet am Karsamstag, den 26. März in Stuttgart statt und beginnt um 12 Uhr beim Karrierezentrum der Bundeswehr Heilbronnerstr. 188 U-Haltestelle Löwentorbrücke, U 6, U7, U 15 vom Hauptbahnhof Richtung Gerlingen, Mönchfeld, Stammheim
Audio-Mitschnitt der Referate der 2. Runde der Vaihinger Gespräche
[icon name=“play-circle-o“ class=“fa-5x“ unprefixed_class=““] Kurz vor der 3. Runde der Veranstaltung am Dienstag, den 15.03. um 19 Uhr im Rudi-Häussler-Saal, freuen wir uns, dass wir den Mitschnitt der Referate der 2. Runde von Rudolf Mehl (Christen für gerechte Wirtschaftsordnung) und Helmut Rau (Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung – INWO e.V.) hier zur Verfügung stellen können.
Refernat von Helmut Rau
Referat von Rudolf Mehl
Nach der 2. Runde folgt die 3. Runde
Nach der erfolgreichen 2. Runde der Vaihinger Gespräche mit spannenden Referaten von Rudolf Mehl (Christen für gerechte Wirtschaftsordnung) und Helmut Rau (Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung – INWO e.V.). und einer regen Diskussion im Anschluss steht nun am Dienstag, den 15.03. um 19 Uhr, dieses mal im Rudi-Häussler-Saal (Schwaben Platz 3), die 3. Runde an. Zu Gast ist der Schöpfer des Begriffs Postwachstumsökonomie und Gastprofessor am Lehrstuhl für Produktion und Umwelt („PUM“) der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Apl. Prof. Dr. Niko Paech.
Fotos der 2. Runde
Vielen Dank an Thomas Hörner und Eva Haag fürs fotografieren!
Krieg und Fluchtursachen beginnen hier – von Stuttgart muss Frieden ausgehen!
Deutschland soll dem Frieden dienen. So steht es in der Präambel des Grundgesetzes. Doch aus Deutschland wird Krieg geführt: Mehr als 3000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr befinden sich in 17 Auslandseinsätzen. Deutsche Tornados fliegen Kampfeinsätze in Syrien.
Mit Waffenlieferungen gießt Deutschland Öl ins Feuer bestehender Konflikte. Auch aus Stuttgart wird Rüstung exportiert und werden Kriegseinsätze geplant, gesteuert und logistisch unterstützt. Im Stuttgarter Karrierecenter der Bundeswehr werden junge Menschen für die Kriege angeworben.
Statt mehr Gelder für die zivile Konfliktbe¬arbeitung und die Bekämpfung von Fluchtursachen bereitzustellen, plant die Bundesregierung die Ausgaben für Soldatinnen und Soldaten, Krieg und neue Waffen bis 2030 um mehr als 100 Milliarden Euro zu erhöhen.
Zudem befinden sich in Stuttgart zwei der sechs regionalen US-Kommandozentralen, unter die die USA die Welt aufgeteilt haben: Das AFRICOM und das EUCOM.
Das AFRICOM in Stuttgart-Möhringen steuert alle militärischen Einsätze der USA in Afrika. Hier werden Todeslisten für den Einsatz von Kampfdrohnen in Afrika erstellt.
Das EUCOM in Stuttgart-Vaihingen befehligt die US-Atomwaffen in Europa. Außerdem unterstützt es zum Beispiel die Angriffe gegen den Irak, Serbien und die Kriegsmanöver in der Ukraine.
Damit Stuttgart seiner Verantwortung für den Frieden gerecht wird, setzen wir uns mit Aktionen vor dem AFRICOM, dem EUCOM und weiteren militärischen Einrichtungen der US-Armee und vor Kasernen der Bundeswehr dafür ein, dass von Stuttgart kein Krieg mehr ausgeht.
Wir fordern:
- den Stopp aller Kriegseinsätze
- ein Ende des Einsatzes von Kampfdrohnen
- den Abbruch der zivil-militärischen Zusammenarbeit in Stadt, Land und Bund
- den Abzug und die Verschrottung aller Atomwaffen
- die Schließung der US-Kommandozentralen AFRICOM und EUCOM.
Unterstützer (Stand 5. Februar 2016): Die AnStifter, Attac Schorndorf, DFG-VK Baden-Württemberg, DFG-VK Stuttgart, DKP Stuttgart, Friedensnetz Baden-Württemberg, Friedenstreff Nord, Gesellschaft Kultur des Friedens, IMI, IPPNW Stuttgart, Die Linke Stuttgart, Offenes Treffen gegen Krieg und Militarisierung Stuttgart, Ohne Rüstung Leben, Pax Christi Rottenburg-Stuttgart, Vaihingen Ökologisch Sozial
https://www.facebook.com/Aktionsb%C3%BCndnis-Africom-und-Eucom-schlie%C3%9Fen-894656893928923/
Aufzeichnung der 1. Runde der Vaihinger Gespräche
Vielen Dank!
Wir bedanken uns bei allen für eine tolle Veranstaltung! Besonderer Dank gilt unseren Referenten Tom Adler und Dr. Bernd Villhauer. Aber auch allen, die zu einer lebendigen Dikussion beigetragen haben.
In knapp drei Wochen am 19.02.2016 geht es um 19 Uhr weiter mit der 2. Runde der Vaihinger Gespräche mit Rudolf Mehl (Christen für gerechte Wirtschaftsordnung) und Helmut Rau (Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung – INWO e.V.). Wir hoffen auch dann wieder auf eine gut gefüllte Alte Kelter und spannende Diskussionen.
Vielen Dank an Eva Haag und Guntram Gerst fürs fotografieren!
Bücherliste zum Thema „Wege aus der Wachstumsfalle“
In Vorbereitung unser Veranstaltungsreihe veröffentlichen wir hier eine Liste von Büchern zum Thema „Wege aus der Wachstumsfalle“.
Titel | Autor | Verlag | ISBN | Kurzzusammenfassung / Empfehlung |
Atlas der Globalisierung | Hrsg. Le Monde diplomatique | TAZ | 978-3937683386 | |
Aus kontrolliertem Raubbau | Kathrin Hartmann | Karl Blessing Verlag | 978-3896675323 | Wie Politik und Wirtschaft das Klima anheizen, Natur vernichten und Armut produzieren.
Umfassende Widerlegung der Theorien von angeblich nachhaltigem grünem Wachstum. |
Befreiung vom Überfluss | Niko Paech | oekom Verlag | 978-3865811813 | Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie |
Blaues Gold | Maude Barlow, Tony Clarke | Kunstmann | 978-3888973758 | Das Geschäft mit dem Wasser |
Das Ende der Megamaschine | Fabian Scheidler | Promedia | 978-3853713846 | Geschichte einer scheiternden Zivilisation |
Der Crash ist die Lösung | Mathias Weik, Marc Friedrich | Bastei Lübbe | 978-3404608584 | Warum der finale Kollaps kommt und wie sie ihr Vermögen retten |
Der globale Minotaurus | Yanis Varoufakis | Kunstmann | 978-3888977541 | Amerika und die Zukunft der Weltwirtschaft
Varoufakis war der einzige Wirtschaftsminister, der tatsächlich Wirtschaftswissenschaften studiert hat – aber Schäuble und Co. Wirtschaften lieber ohne Sachverstand weiter… |
Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima | Naomi Klein | S. FISCHER | 978-3100022318 | |
Die Eroberung Europas durch die USA | Wolfgang Bittner | Westend | 978-3864891205 | Zur Krise in der Ukraine |
Die Kuh ist kein Klima-Killer | Anita Idel | Metropolis Verlag | 978-3895188206 | Dieses Buch ist mehr als die Rehabilitierung der Kuh: Die Autorin dokumentiert den zerstörerischen Beitrag der intensiven Landwirtschaft zum Humusverlust und zum Klimawandel und lässt Menschen zu Wort kommen, die durch Weidewirtschaft mit Kuh und Co. und dem Wissen des 21.Jahrhunderts die symbiotischen Potenziale des Boden-Pflanze-Tier-Komplexes wiederbeleben. |
Die schützende Hand | Wolfgang Schorlau | KiWi-Paperback | 978-3462046663 | Die Anatomie eines Staatsverbrechens
Alle Bücher von Schorlau behandeln ein aktuelles Thema in spannender Form und sind hervorragend recherchiert! |
Ende der Märchenstunde | Kathrin Hartmann | Blessing | 978-3896674135 | Wie die Industrie die Lohas (Lifstyle of Health and Sustainability) und Lifestyle-Ökos vereinnahmt. „Warum man Geld nicht essen und sich eine bessere Welt nicht kaufen kann“ |
Epochenwende | Meinhard Miegel | List Taschenbuch | 978-3548607054 | Gewinnt der Westen die Zukunft |
Geld oder Leben | HG. Butzko | rororo | 978-3499627385 | Eine Reise durch den Wirtschaftswahnsinn |
Mit Gift und Genen | Marie-Monique Robin | Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert | ||
Selbstverbrennung | Hans Joachim Schellnhuber | C. Bertelsmann | 978-3570102626 | Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima Mensch und Kohlenstoff |
Stunde der Heuchler | Edzard Reuter | Econ | 978-3430200905 | Wie Manager und Politiker uns zum Narren halten |
TTIP Die Freihandelslüge | Thilo Bode | Deutsche Verlags-Anstalt | 978-3421046796 | Er schildert hier mit allen Details die Nachteile von TTIP.
Unbedingt lesenswert! |
Und was machst du so? | Patrick Spät | Rotpunkt | 978-3858696168 | Fröhliche Streitschrift gegen den Arbeitsfetisch |
Wer hat Angst vor Silvio Gesell | Hermann Benjes | Blickenbach | 978-3000002045
Nur bibliophil zu erhalten |
Das Ende der Zinswirtschaft bringt Arbeit Wohlstand und Frieden für alle |
Wohlstand ohne Wachstum | Tim Jackson | oekom Verlag | 978-3865814142 | |
Zwei Grad mehr in Deutschland | Friedrich Wilhelm Gerstengarbe, Harald Welzer | FISCHER Taschenbuch | 978-3596189106 | Wie der Klimawandel unseren Alltag verändern wird |
Ausgewachsen! | Hrsg. Werner Rätz | VSA | 978-3899654301 | Ökologische Gerechtigkeit. Soziale Rechte. Gutes Leben |
Solidarisch Menschwerden | Ulrich Duchrow, Reinhold Bianchi, Rene Krüger und Vincenzo Petracca | VSA | 978-3899651676 | Psychische und soziale Destruktion im Neoliberalismus – Wege der Überwindung. Gemeinsam verlegt mit Publik-Forum |
Die Greifswalder Theorie starker Nachhaltigkeit | Hrsg. Tanja von Egan-Krieger, Julia Schultz | Metropolis | 978-3895187506 | Ausbau, Anwendung und Kritik – Beiträge zur Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit |
Unsere Haltung zur Flüchtlingsfrage (Update)
Wer kann einreisen?
Wer einem hilfesuchenden Menschen nicht die Tür öffnet, ignoriert damit ethische Regeln, die so alt sind wie unsere Zivilisation. Dabei spielt es keine Rolle, warum jemand Hilfe braucht. Man sollte bedenken, dass niemand ohne schwerwiegende Gründe seine Heimat verlässt und Not und Gefahr auf sich nimmt. Deshalb ist die Unterscheidung der Flüchtenden in aus politischen Gründen am Leben Bedrohte und Wirtschaftsflüchtlinge, also möglicherweise durch extreme Armut oder gar vom Hungertod Bedrohte erst einmal an sich unmenschlich (inhuman). Die Einreise darf deshalb zunächst niemand verweigert werden. Da das deutsche Asylrecht nun aber tatsächlich nur politisch Verfolgten Asyl gewährt, muss später geprüft werden, ob Asyl gewährt werden kann, es andere Möglichkeiten für ein Bleiberecht oder einen dauerhaften Aufenthalt gibt, oder der Schutzsuchende wieder fort geschickt wird.
Viele arme Menschen in armen Ländern haben ein verzerrtes Bild vom Leben in den westlichen Industrieländern. Sie können sich nicht vorstellen, dass sie bei uns wahrscheinlich auch in 10 Jahren noch arm und von Abschiebung bedroht sein werden, wie es bei vielen Flüchtlingen aus und nach dem Balkankrieg der Fall ist. So machen sich auch Menschen auf den Weg zu uns, deren Leib und Leben nicht direkt bedroht ist. Erst wenn gewährleistet ist, dass die sogenannten „sicheren Herkunftsländer“ nach rein humanitären, nicht wie derzeit und sehr wahrscheinlich auch zukünftig nur nach politischen Gesichtspunkten definiert werden, kann daran gedacht werden, Menschen auch wieder in ihre Herkunftsländer zurück zu führen.
Kann die Zuwanderung begrenzt werden?
Menschen flüchten vor Krieg, Verfolgung, Naturkatastrophen und Hunger. Das würde jeder von uns auch tun.
Um die Zahl der flüchtenden Menschen zu verringern oder wenigstens zu begrenzen, müssen diese Ursachen bekämpft werden, nicht die Menschen. Logisch, oder? Und dazu könnte unser Land auch durchaus einen Beitrag leisten: die oben genannten Fluchtursachen verstärkt Deutschland bisher kräftig durch Waffenlieferungen, Unterstützung korrupter und diktatorischer Regierungen, Klimawandel und ungerechte Handelsbeziehungen. Die Gründe dafür sind Profitgier und „geostrategische Überlegungen“ zur Absicherung der guten Geschäfte.
Es ist an uns, darauf zu dringen, dass unser Land seinen Teil zum Abbau von Fluchtursachen beiträgt!.
Um kurzfristig Menschen zu retten und Flucht nicht im Chaos enden zu lassen, sollte man in Syrien (oder wo auch immer das angebracht ist) Sicherheitszonen einrichten, die von der UN garantiert und finanziert werden. Dafür ist es erforderlich, dass Deutschland und andere Staaten ihre finanziellen Zusagen gegenüber der UN auch einhalten. Das wäre humaner und auch nicht teurer als z. B. die Bezahlung der Türkei als Gefängniswärter und Grenzwächter Europas.
Wie sollten Flüchtlinge versorgt werden?
Deutschland ist ein reiches Land und kann auch mehr als eine Million Menschen zusätzlich mit Essen, Kleidung, Gesundheit und Bildung versorgen. Problematisch ist die Unterbringung, zumindest in Ballungsräumen wie Stuttgart.
Wir sind strikt dagegen, neue Baugebiete auszuweisen, denn es gibt genügend andere Möglichkeiten, teils dauerhafte, teils vorübergehende Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen:
In Vaihingen gibt es zahlreiche Gebäude mit ganz oder teilweise leerstehenden Büroflächen. Es spricht nichts dagegen, solche Flächen in Wohnflächen umzuwandeln. Der umgekehrte Weg wurde und wird oft begangen und ist mit Sicherheit nicht unumkehrbar!
Eine besondere Rolle nimmt hier das Eiermannareal ein. Pläne zur Einrichtung einer Landeserstaufnahmestelle (LEA) dort wurden aus Kostengründen verworfen. Über diese Kosten (ca. 400 Mio €) oder weitere Gründe (Investorengeraune) wurden wir Vaihinger aber nicht genauer informiert. Es lohnt sich allemal, über das Eiermannareal nachzudenken, wobei man bedenken sollte, dass es aufgrund der nahen Autobahn und der peripheren Lage kaum für dauerhafte Wohnzwecke geeignet ist.
Sehr genial wäre es, wenn die US-Armee ihr EUCOM hier in Vaihingen (und auch das AFRICOM in Möhringen) räumen würde: es gäbe auf einen Schlag genügend Wohnraum für Flüchtlinge und Nicht-Flüchtlinge und gleichzeitig müssten wir nicht mehr mit der Tatsache leben, dass aus unserer Heimat der völkerrechtswidrige Drohnenkrieg der USA gesteuert wird, der natürlich auch zu den Fluchtursachen beiträgt.
Schließlich halten wir es auch für akzeptabel, auf Parkplätzen und Brachflächen für eine begrenzte Zeit Wohncontainer aufzustellen.
Es gibt – zumindest bisher – Missstände bei der Unterbringung, die unbedingt beseitigt werden müssen. Dazu gehört zuerst, dass es nicht überall getrennte Sanitärbereiche für Frauen und Männer gibt. Das ist unabhängig von jedem kulturellen Hintergrund ein Unding.
Außerdem gibt es gelegentlich Berichte von Konflikten in großen Hallen, z. B. an der Messe. Was würde wohl passieren, wenn wir mehrere Hundert junge Deutsche in eine Riesenhalle ohne Trennwände, ohne Privatsphäre (dafür vielleicht mit Kriegstraumata und Zukunftsangst) stecken würden? Eben! Zu einer menschengerechten Unterbringung gehören also auch ausreichende Rückzugs- und Ausweichmöglichkeiten.
Was erwarten wir von den Menschen die bei uns Zuflucht suchen?
Alle sollten sich an die grundlegenden Regeln bei uns halten. Eines der größten Probleme in diesem Zusammenhang ist die teilweise unterschiedliche Auffassung über das Verhältnis zwischen Frauen und Männern. Hier führt kein Weg daran vorbei, den männlichen Flüchtlingen deutlich zu machen, dass sie bei uns allen Frauen mit Achtung und Respekt begegnen müssen. Insbesondere darf es weder inner- noch außerhalb von Flüchtlingsunterkünften zu sexuellen Übergriffen oder gar Gewalt kommen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Einzelfälle von Übertritten unserer Regeln und Gesetze nicht verallgemeinert werden. Es gibt keine Belege dafür, dass Flüchtlinge trotz der teils extrem schwierigen Bedingungen mehr Straftaten begehen als deutsche – insbesondere, wenn man die Verstöße gegen die Residenzpflicht nicht berücksichtigt.
Wer Straftaten begeht, ob Deutscher oder anderer Herkunft, muss sich dafür vor Gericht verantworten und gegebenenfalls bestraft werden.
Wer kann bleiben, wer muss gehen?
Diese Frage wird im Asylverfahren geklärt, das theoretisch in erster Linie die Gefahr für Leib und Leben im Heimatland beurteilt. Bekanntlich gibt es hier einen riesigen Antragsstau. Wenn jemand zu lange auf sein Verfahren warten muss, kann unter Umständen eine Duldung eintreten, die irgendwann in eine Aufenthaltserlaubnis mündet. Für solche Verfahrensschritte spielen dann auch andere Gesichtspunkte eine Rolle: wie gut ist die Ausbildung, wie groß die Bereitschaft und Chance zur Integration usw. Hier (und vielleicht doch auch im Asylverfahren?) wird also gefragt, wie nützlich für unsere Gesellschaft jemand als neuer Mitbürger sein könnte. Was unserer Gesellschaft nützt, definiert bekanntlich die Wirtschaft. So sprechen Wirtschaftsvertreter durchaus fremdenfreundlich von der Chance, mit den Neuankömmlingen die demographischen Probleme und den Facharbeitermangel Deutschlands zu entschärfen und das Wirtschaftswachstum endlich mal wieder richtig anzukurbeln. Zufälligerweise kommt dann recht bald auch die Diskussion über den Mindestlohn wieder hoch. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, und das gilt auch für Arbeitskräfte.
Mit dem Versuch, Flüchtlinge und Lohnabhängige auf dem Arbeitsmarkt (und in der Politik!) gegeneinander auszuspielen, sind wir nicht einverstanden. Die tatsächlichen Interessensgegensätze bestehen zwischen denen die versuchen, ihre Profite immer weiter zu steigern einerseits (also auch Arbeitskräfte möglichst günstig einkaufen wollen) und denen, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um genug zum Leben zu haben. Demzufolge stehen Flüchtlinge und Arbeitnehmer mit deutschem Pass auf derselben Seite und haben objektiv dieselben Interessen und denselben Gegner, der sich über jede Spaltung ins Fäustchen lacht (Festangestellte gegen Leiharbeiter – gegen Arbeitslose – gegen Flüchtlinge).Die Idee, sich die „besten“ Flüchtlinge herauszupicken ist nicht nur gegenüber unseren sozial Benachteiligten inhuman, sondern auch gegenüber den Heimatländern der Flüchtlinge. Denn diese brauchen gerade die Jungen und/oder gut Ausgebildeten, wenn all die Kriege und Verfolgungen hoffentlich doch irgendwann zu Ende gehen.
Wir plädieren deshalb dafür, spätestens alle 2 Jahre zu überprüfen, ob sich die Situation in den Herkunftsländern möglicherweise so verändert hat, dass die Flüchtlinge dorthin zurückkehren können. Dabei müssen natürlich ihre Lebensumstände berücksichtigt werden, wie Familienverhältnisse, Gesundheitszustand oder begonnene Ausbildungen.
Wie sollten unsere neuen Mitbürger in unsere Gesellschaft aufgenommen werden?
Wir erinnern uns an die Ankunft der in den 60er und 70er Jahren angeworbenen Arbeitskräfte vor allem aus Italien, später auch der Türkei, Portugal und Spanien. Sie wurden in den Fabriken gebraucht, aber für ihre Aufnahme in die Gesellschaft wurde nichts getan. So dauerte es mehr als eine Generation, bis heute wenigstens ihre Kinder Teil unserer Gesellschaft geworden sind. Integration bedeutet für uns dabei ein aufeinander zu gehen und auch voneinander zu lernen und nicht einseitige An- und Einpassung.
Die öffentliche Diskussion und zahlreiche ehrenamtliche Initiativen zielen darauf ab, das diesmal besser zu machen. Der erste Hebel ist Bildung. Sprachunterricht für alle, gute Verteilung der Kinder und Jugendlichen auf Kindergärten und Schulen sowie berufliche Aus- und Fortbildung sind wichtig, aber auch das Vermitteln unserer Geschichte und Kultur. Jeder, der hier leben will, soll die Chance haben, in absehbarer Zeit in vollem Umfang an unserem Leben teilzuhaben und nicht in Armut, Hoffnungslosigkeit und Ghettobildung stecken zu bleiben. Das alles kostet Geld, das aber hier sicher gut investiert ist. Allerdings verlässt der Staat sich auch hier in weiten Teilen auf ehrenamtliches Engagement von BürgerInnen, ohne die das alles wohl nicht zu schaffen wäre.
Es gibt viele weitergehende Ideen zur Integration. Eine sei hier angerissen:
Wie wäre es, in einer dünn besiedelten Gegend eine Art ökologischer Musterregion zu etablieren? Auf der Basis von weitgehender Selbstversorgung und Nachhaltigkeit könnte dort eine Blaupause künftiger Lebens- und Wirtschaftsformen entstehen, die nicht auf Globalisierung und Ausbeutung der Natur und der Dritten Welt basieren. Es müsste eine ausreichende Anschubfinanzierung geben und die Teilnahme von Flüchtlingen und Deutschen müsste natürlich freiwillig sein. So ein Projekt hätte einen utopischen Charakter. Möglicherweise ist aber der Zeitpunkt für utopisches Denken jenseits des „Machbaren“ genau jetzt.