Gedenken an die Opfer der Pogromnacht in Cannstatt

Wie in den vergangenen Jahre unterstützen wir auch in diesem Jahr die Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht 1938

Do, 9. November 2023, 18:00 Uhr – 19:30 Uhr
Marktplatz Bad Cannstatt, 70372 Stuttgart-Bad Cannstatt

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten die Synagogen im gesamten Deutschen Reich sowie in Österreich und in der Tschechoslowakei. Angezündet von SA und SS, organisiert, vorbereitet und angeleitet von Partei, Regierung und Behörden des faschistischen Staates. Am nächsten Tag wurden mehr als 7.000 jüdische Geschäfte geplündert, zehntausende jüdische Menschen verhaftet und über 100 ermordet. Die Polizei verschleppte 26.000 jüdische Männer aus ganz Deutschland, – vor allem in die Konzentrationslager Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald.

Pogromnacht in Stuttgart 

In Feuerbach stand Mitte der 1930er Jahre in der heutigen Stuttgarter Straße 55 das angesehene jüdische Kaufhaus Max Helfer. Dort konnte man fast alles bekommen: „Der Helfer hilft!“, sagten die Leute. Eine kleine Sensation war die Rolltreppe vom Erdgeschoss in den ersten Stock – vor allem beliebt bei den Kindern, so auch bei den zwei Töchtern des Geschäftsinhabers, der mit seiner Familie in Obertürkheim wohnte.

In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde das Geschäft schwer demoliert, geplündert und auf Befehl der Gestapo sofort geschlossen. Die Ehefrau, Pauline Helfer, musste die Scherben und Trümmer selbst beseitigen, denn laut Verordnung „hat der jüdische Inhaber die Schäden, die durch die Empörung des Volkes über die Hetze des internationalen Judentums entstehen, sofort zu beseitigen und dafür die Kosten zu tragen.“ Ihr Ehemann Max war kurz zuvor nach Polen deportiert worden. Im Arbeitslager Biesiadka leistete er Zwangsarbeit und starb 1942 angeblich an einer Lungenentzündung. Die Kinder konnten mit Hilfe eines Hilfskomitees der Quäker 1939 nach England gebracht werden und kehrten nach dem Krieg zu ihrer Mutter zurück.

Recherche und Text: Heinz und Hildegard Wienand, Stolperstein-Initiative Feuerbach/Weilimdorf

Fritz Bauer – 120. Geburtstag eines Antifaschisten

Fritz Bauer, geboren am 16. Juli 1903, wuchs als Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Stuttgart auf. Nach seinem Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften wurde er 1930 jüngster Amtsrichter in der Weimarer Republik. Im Zusammenhang mit Planungen zu einem Generalstreik gegen die Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Fritz Bauer am 23. März 1933 festgenommen, acht Monate im KZ Heuberg inhaftiert und Ende 1933 wieder aus der Haft entlassen. 1936 floh er nach Dänemark. Nach Kriegsende zog Fritz Bauer 1949 zurück nach Deutschland und wurde 1956 hessischer Generalstaatsanwalt. Sein Ziel war es, beim Aufbau eines demokratischen Justizwesens mitzuwirken und die NS-Verbrechen vor Gericht zu bringen. Er versuchte, Erinnerung und Aufklärung zu ermöglichen – entgegen einer von braunen Seilschaften geprägten Justiz, alten Machtstrukturen und umgeben von einer Bevölkerung, für die durch die Erfahrungen des Faschismus Wegschauen, Verschweigen, Lügen und dreistes Unrechtsbewusstsein in ihrer Mehrheit Normalität waren. Er sagte: „Nichts gehört der Vergangenheit an. Alles ist Gegenwart und kann wieder Zukunft werden.“ In seinem Amt initiierte Fritz Bauer einige große Prozesse gegen ehemalige NS-Funktionäre. Außerdem gab er den entscheidenden Hinweis auf den Aufenthaltsort Adolf Eichmanns, einem der Hauptorganisatoren des Holocaust, sodass Eichmann 1961 in Argentinien gefasst und anschließend in Jerusalem vor Gericht gestellt werden konnte. Fritz Bauer war zudem der maßgebliche Initiator des Frankfurter Auschwitz-Prozesses 1963 bis 1965. Im ersten und größten Verfahren steuerte er die Anklageerhebung gegen 22 mutmaßliche NS-Täter. 1965 eröffnet Fritz Bauer die Voruntersuchungen für einen weiteren Prozess gegen NS-Juristen, die „Euthanasie“-Morde ermöglichten. Nach seinem Tod 1968 wurden diese jedoch nicht weitergeführt. Die fehlende Aufarbeitung und oberflächliche „Entnazifizierung“ haben zur Folge, dass rechte Strukturen auch heute noch in unseren gesellschaftlichen und politischen Institutionen vorhanden sind. Fritz Bauer führte bis zu seinem Tod den Kampf gegen den Faschismus. Sein Anliegen war, „sich seiner zu erinnern, über ihn aufzuklären, seine Wurzeln zu erkennen – und vor allem sein Fortwirken.“

Heute: Die unterschätzte Gefahr von Rechts

Heute stehen wir als Antifaschist*innen erneut vor der Herausforderung der kontinuierlichen, sich zuspitzenden Rechtsentwicklung durch Erstarken faschistischer Bewegungen, erneuter Hochrüstung sowie Demokratie- und Sozialabbau. Fritz Bauer sagte nach dem Auschwitzprozess: „Die Bewältigung der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist gewiss nicht allein, auch nicht vorzugsweise eine Sache der Strafjustiz. Sie geht uns alle an.“ So dürfen wir auch heute den Kampf gegen Rechts nicht der Polizei und dem Staat überlassen, sondern müssen selbst aktiv werden. Wir müssen uns Faschisten in Parlamenten, Rechten, die versuchen Proteste auf der Straße zu unterlaufen oder rassistischer, antisemitischer und rechter Hetze in der Gesellschaft konsequent entgegenstellen. 

Die Umfragerekorde der AfD zeigen, dass offener Faschismus immer populärer wird. Bundesweit nehmen rechte Straftaten zu, antisemitisch motivierte Angriffe, trans- und queerfeindlich motivierte Gewalt, aber auch die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte. Letztere ist im Jahr 2022 erstmals seit 2015 wieder gestiegen. Offener Rassismus, wie die Hetze gegen Geflüchtete, wird dabei nicht nur von Einzelnen begangen, sondern politisch geführt. Dies zeigt sich an den EU-Außengrenzen. Die Asylrechts“reform“ ist eben keine „neue, solidarische Migrationspolitik“, wie von Bundesinnenministerin Nancy Faeser behauptet. Es ist die Verwehrung von Grundrechten, die Masseninhaftierung schutzsuchender Menschen und das genaue Gegenteil von Solidarität. Gleichzeitig sind Migrant*innen, die als Arbeitskräfte von den Kapitalverbänden genutzt werden können, erwünscht und werden in einer kapitalistischen Logik sogar benötigt.

Obwohl die Rechtsentwicklung in Politik und Gesellschaft unübersehbar ist, warnt Bundesinnenministerin Nancy Faeser vor der „Gefahr von Links“. Dies hat zur Folge, dass staatliche Repressionen besonders gegen Antifaschisten*innen, aber auch gegen andere demokratische Bewegungen, gerade jetzt immer weiter zunehmen.  Die Folge sind politisch geführte Gerichtsverfahren mit langen Haftstrafen, Verbote von Demonstrationen, Einschränkung der Versammlungsfreiheit und die mediale Hetze gegen Antifaschist*innen. Diese Verzerrung ist extrem gefährlich. Strukturen wie der NSU oder die Vielzahl an rechten Chatgruppen bei Polizei und Bundeswehr zeigen uns, dass faschistische und rassistische Taten keine Einzelfälle, sondern im Staat und seinen Institutionen selbst verankert sind. Während des Faschismus wurde die Justiz dazu benutzt, Verbrechen zu ermöglichen und zu legitimieren. Fritz Bauer schrieb 1955: „Ich wollte ein Jurist sein, der dem Gesetz und Recht der Menschlichkeit und dem Frieden nicht nur Lippendienst leistet.“ Bis heute ist es wichtig, Antifaschismus in jeglicher Form nicht nur als Lippenbekenntnis zu begreifen, sondern ihn aktiv zu leben. Das Gedenken an die Reichspogromnacht ist dabei Teil dieses Kampfes.

Gegen das Vergessen – Kommt am 9. November zur Gedenkkundgebung!

Für uns gilt getreu dem Schwur von Buchenwald:
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.

Donnerstag, 9. November 2023 ab 18.00 Uhr auf dem Cannstatter Marktplatz

anschließend Demonstration zum Platz der ehemaligen Synagoge – 19.00 Uhr Kranzniederlegung

Mit Reden von:
Sidar Carman; Geschäftsführerin, ver.di Bezirk Stuttgart
Vertreter:in des Antifaschistischen Aktionsbündnis Stuttgart und Region (AABS)
Beitrag Stuttgarter Jugendorganisationen

Kulturprogramm: Freier Chor Stuttgart mit antifaschistischen Liedern

Dieser Aufruf wird unterstützt von:

Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart (AABS); Antifaschistische Aktion Stuttgart (Ortsgruppe der Antifa Süd); DIDF, Freundschafts- und Solidaritätsverein Stuttgart e.V.; DIDF – Jugend Stuttgart; DIE LINKE OV Bad Cannstatt, Münster, Mühlhausen; DGB Stadtverband Stuttgart; DIE LINKE Stuttgart; DKP (Deutsche Kommunistische Partei) Stuttgart; FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN TIERSCHUTZPARTEI Stuttgart; Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba Regionalgruppe Stuttgart; Friedenstreff Cannstatt; Friedenstreff Stuttgart Nord; Groll, Renate und Manfred, Gerlingen; GRÜNE JUGEND Stuttgart; Hofmann, Reiner; Krisenbündnis Stuttgart; Linksjugend [`solid] Stuttgart; Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei/ Arbeit Zukunft; „organisierte autonomie Stuttgart“; SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) Stuttgart; Sozialistischer Demokratischer; Stadtjugendring Stuttgart; Studierendenbund Stuttgart (SDS); ver.di Bezirk Stuttgart; ver.di – Jugend Stuttgart; VVN-BdA, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten; Verein Zukunftswerkstatt e.V., Zuffenhausen; VÖS (Vaihingen Ökologisch Sozial); Waldheim Stuttgart e.V. / Clara Zetkin Haus; Waldheim Gaisburg e.V.; Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften

Veranstalter: Bündnis zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht in Cannstatt

Mensch muss lachen, Mensch muss weinen

Darstellung Friedenstaube und Text Mensch muss lachen, Mensch muss weinen. Wir laden ein zu einem Abend mit Musik & Texten und zum Gedankenaustausch über Klima, Wachstum, Frieden.

Wir laden ein zu einem Abend mit Musik & Texten und zum Gedankenaustausch über Klima, Wachstum, Frieden

Vaihingen Ökologisch Sozial und der Verein Vaihinger für Gemeinsinn e.V. laden am Freitag, den 22. September 2023, um 19 Uhr zu einem Abend mit Musik und Texten und zum Gedankenaustausch über die Themen: Klima, Wachstum und Frieden ein.
Friedbald Rauscher wird mit zwei eigens für diesen Abend komponierten Liedern unseren Gedankenaustausch musikalisch einrahmen und durch Improvisationen bereichern.

In drei Blöcken widmen wir uns je einem der Themen: Klima, Wachstum und Frieden. In jedem Block werden verschiedene kürzere Texte vorgetragen: Bekanntes oder neu Kreiertes, persönliche Gedanken und eigene Meinungen. Die Beiträge sollen in Ruhe für sich sprechen und jeweils in ihrer Spezialität zum Mosaik einer Meinungsvielfalt verhelfen.
Meinungsvielfalt hat für uns aber klare Grenzen. Nationalismus, diskriminierende Botschaften und Menschenfeindlichkeit wie Rassismus, Antisemitismus und Sexismus lehnen wir ausdrücklich ab.

Ostermarsch 2023 – Auftaktkundgebung vor dem EUCOM

Wir veröffentlichen hier das Manusskript der Rede von Conny. Die Rede wurde am 8. April 2023 in Sichtweite zum EUCOM gehalten.

Wir stehen hier vor dem EUCOM.
Zuerst habe ich es als Quelle für Chocolate Chips kennengelernt. Das war 1992. Das EUCOM ist die Europäische Kommandozentrale der NATO und gleichzeitig der US-Army. Ihre Militäraktionen von Grönland bis Wladiwostok werden von hier aus koordiniert. Damit ist das EUCOM gleichzeitig ein militärisches Ziel ersten Ranges.

Liebe Friedensfreund*innen,
das erste Mal hatte ich mit ungefähr 4 Jahren Angst vorm Krieg. Natürlich dem gängigen Narrativ folgend vor eine Gefahr aus dem Osten. Meine Eltern konnten mich mit dem Argument beruhigen, dass die Gegenseite ja Agenten bei uns im Land hätte, und uns daher nicht überfallen würde. Damals hat mich das beruhigt.

Gut 12 Jahre später war die Kriegsgefahr wieder Thema. Es sollten Mittelstreckenraketen in Deutschland stationiert werden. Wurden sie dann auch, bis Ende der 80er der INF-Vertrag geschlossen wurde.
Im Abitur war mein Prüfungsthema die Geschichte der Abrüstungsverhandlungen seit 1945. Ich hatte nun keine Angst mehr vor einer Gefahr aus dem Osten. Im Gegenteil, mir wurde klar, dass es einen Zusammenhang zwischen Ökonomie und Krieg gibt. Damals machte ich den MIK als „bösen“ Bestandteil des Kapitalismus aus. Wer – wie Rheinmetall, Heckler & Koch, Dornier oder Daimler – Gewinne mit Rüstung erzielt, hat natürlich Interesse an Umsatzsteigerung, hat Interesse an einem Krieg. Würde man diese Unternehmen auf zivile Produktion umstellen, müsste es doch zu Ende sein mit Kriegen. Dachte ich.

Ich verstand: In den sozialistischen Staaten fehlte den Volkswirtschaften jeder Rubel, der für Rüstung ausgegeben wurde an einer anderen Stelle. Das war ein komplett anderes Wirtschaftssystem, das ja vom Westen auch erklärtermaßen ökonomisch „totgerüstet“ werden sollte.
Heute gibt es die Sowjetunion nicht mehr und der Warschauer Pakt hat sich aufgelöst.

Mir fehlte damals mit 19 Jahren aber noch das Verständnis von der Kriegsgefahr, die ständig von der Konkurrenz kapitalistischer Staaten untereinander ausgeht. Die Staaten befinden sich in einem weltweiten Gefüge von Wirtschafts- und Militärmacht. Unser aktuelles Wirtschaftssystem ist auf Profitmaximierung und Wachstum ausgerichtet. Expansion ist aber abgesehen von der Tiefsee und anderen Planeten keine realistische Option mehr. Es kann nur noch um- und neuverteilt werden. Man kann sich nur noch gegenseitig etwas wegnehmen. Und so steht der Kapitalismus einem friedlichen Miteinander von Nationen ganz grundsätzlich entgegen. Manchmal gibt es zwar Allianzen zum gegenseitigen Vorteil – aber es sind keine echten Freundschaften. Es geht um Vorteile für die Mehrheit der nationalen Großindustrie. Von Interesse sind für sie Transportwege z.B. Pipelines, Seehäfen, Rohstoffe, Absatzmärkte oder geostrategische Vorteile. Diese Interessen werden zur Not auch gewaltsam durchgesetzt. Konkurrenten gilt es nieder zu halten.
Die weltweit führende Nation sind gerade die USA. Ihre Konkurrenten heißen z.B. Russland und China. Auch Deutschland ist zwar einerseits Partner aber zusammen mit anderen EU-Staaten gleichzeitig auch Konkurrent für die USA. Dies zeigen die Ereignisse 2014 in Kiew, als es darum ging, ob Europa oder die USA in Kiew den Ton angeben.
Übrigens ist auch der Wiederaufbau von Gebieten, die durch Krieg zerstört wurden, ein großes Geschäft. Herr Habeck sicherte der deutschen Wirtschaft gerade ihren Anteil daran in der Ukraine.

Was folgt aus alledem? Was können wir tun?
Um den Krieg in der Ukraine zu beenden, halte ich momentan den 12 – Punkte Plan von China für eine reelle Chance.

Und ganz grundsätzlich meine ich: Frieden und auch Umwelt- und Klimaschutz wären ohne Kapitalismus schneller, besser, grundlegender und nachhaltiger zu haben.

In der Entwicklungsgeschichte der Menschheit dominiert Kooperation, Arbeitsteilung, Gemeineigentum, Solidarität. Das ist unser Erfolgsrezept. Privateigentum und Konkurrenz haben zwar zu beachtlichen Entwicklungen und Fortschritt geführt, kippen aber gerade für alle sichtbar ins Destruktive. Bevor wir auf diesem Weg unsere Lebensgrundlage zerstören, sollten wir diesen beiden Triebfedern von Krieg und Zerstörung Adieu sagen und uns auf unser Erfolgsrezept als Menschheit besinnen.

Eine solidarische und friedliche Welt ist eine reale Möglichkeit!
Dafür gehen wir heute auf die Straße!

Frohes Neues Jahr oder Weltengarten

Wir wünschen allen Besucher*innen unserer Homepage ein frohes Neues Jahr! Auf, dass wir gemeinsam im Jahr 2023 unseren Weltengarten, unseren Stadtbezirk Vaihingen, unsere Stadt Stuttgart, unser Land, die Welt ein kleines bisschen besser machen!

Im Jahr 2022 ist bei unserem jährlichen Sommerfest so ganz nebenbei die Idee und der Text für ein wunderbares musikalisches Werk entstanden. Wir wollen euch Friedbald Rauschers Lied Weltengarten nicht vorenthalten.

Ganz im Sinne von Friedbalds Lied wollen wir nicht auf bess’re Zeiten warten, sondern treffen uns im Garten und natürlich auf der Straße, wenn die Situation es erfordert und machen die Zeiten zumindest ein wenig besser! Macht mit, helft mit, nehmt eure Anliegen in die Hand. Darüber hinaus freuen wir uns, wenn ihr unsere Arbeit mit einer Spende unterstützen möchtet.

Spendenkonto
Vaihinger für Gemeinsinn e.V.
IBAN DE09 6009 0100 0454 4910 00 (BIC VOBADESS)

Spenden an den Verein sind steuerlich abzugsfähig. Bei der Überweisung bitte die vollständige Adresse angeben, damit eine Spendenbescheinigung zugeschickt werden kann.

Gedenken an die Pogromnacht 1938

Wie in den vergangenen Jahren rufen wir auch diesem Jahr zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht von1938 auf. In Zeiten, in denen der Krieg näher rückt und die Militarisierung zunimmt, kommt dem Gedenken als Mahnung „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ eine immer größere Bedeutung zu.

Die Gedenveranstaltung findet am 9. November 2022 um 18 Uhr auf dem Cannstatter Marktplatz statt. Anschließend gibt es eine Demonstration zum Platz der ehemaligen Synagoge, wo gegen 19 Uhr eine Kranzniederlegung stattfindet.

Ein Auszug auf dem Flugblatt zur Gedenkveranstaltung

Welt in der Krise – Aus der Geschichte lernen

Die heutige Welt ist geprägt von Krisen ökonomischer, ökologischer und sozialer Art. Nicht zuletzt durch die Klimakatastrophe wird die kapitalistische Produktionsweise immer mehr in Frage gestellt. Die Welt steuert in Richtung multipolarer Machtverhältnisse und die ehemals dominierenden Staaten versuchen, ihre Vormachtstellung zu verteidigen.
Das Ergebnis sind Krieg, Inflation und Armut weltweit. Die Situation erinnert an die Entwicklung von vor 100 Jahren mit großen gesellschaftlichen Umwälzungen, dem ersten Weltkrieg, Wirtschaftskrise und dem aufkommenden Faschismus, der von immer mehr Großkonzernen unterstützt und finanziert wurde.

Aktuell beobachten wir, wie wieder eine deutsche Regierung den Kurs der Aufrüstung fährt. Anstelle von bitter notwendigen Investitionen in das Bildungs- und Gesundheitssystem, werden Aufrüstungspakete in gigantischer Höhe beschlossen. Die Profiteure dieses Aufrüstungskurses, Rheinmetall, Hensoldt, Heckler & Koch sind in weiten Teilen dieselben Konzerne, die auch vom zweiten Weltkrieg profitiert haben.
Das gesellschaftliche, kulturelle und politische Zusammenleben weltweit ist nach wie vor geprägt von einer unvollständigen Erinnerungskultur mit blinden Flecken. Diese misslungene Aufarbeitung äußert sich im öffentlichen Bild unter anderem darin, dass nach wie vor Straßen und Plätze nach Faschisten benannt sind, wie beispielsweise die Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart, die den Namen eines ehemaligen SS-Untersturmführers trägt.
Diese öffentliche Ignoranz der Geschichte und mangelhafte Aufklärung sind brandgefährlich und tragen maßgeblich dazu bei, die Geschichte zu verharmlosen. Sie zeigt, dass wir noch lange nicht damit fertig sind, uns mit der Aufarbeitung der Geschichte auseinanderzusetzen und Lehren daraus zu ziehen. Nicht nur in Deutschland, auch in Europa, den USA und weltweit wird der Rechtsruck seitens der Regierung zunehmend hingenommen und toleriert, was zur Folge hat, dass die Zahl antisemitischer Straftaten immer stärker steigt.
So wurde bei uns in Stuttgart beispielsweise ein Info-Stand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zum 50. Jahrestag des Attentats auf die israelische Olympiamannschaft angegriffen.

Gegen das Vergessen – Kommt am 9. November zur Gedenkkundgebung!

Der Gedenktag an die Pogromnacht 1938 ist für uns Anlass und Auftrag, uns unserer historischen Verantwortung bewusst zu werden, der Kultur des Vergessens mit einer Kultur des Erinnerns entgegenzuwirken, die demokratischen Grundrechte aller gegen Abbau und Aushöhlung zu verteidigen und uns einer Politik von Konfrontation und Wirtschaftskrieg zu widersetzen. Entgegen einer Politik der Militarisierung stehen wir für Abrüstung, Diplomatie und ein friedliches Zusammenleben sowie für eine solidarische Gesellschaft ohne Rassismus und Antisemitismus. Dies bedarf der Zusammenarbeit und entschlossenen Gegenwehr aller.


Für uns gilt getreu dem Schwur von Buchenwald:
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.

Flugblatt

Ostermarsch – Rede von Auftaktkundgebung in Vaihingen

Wir veröffentlichen hier das Manusskript der Rede von Peter Pipiorke (Naturfreunde Radgruppe Stuttgart e.V.). Die Rede wurde am 16. April 2022 in Sichtweite zum EUCOM von Peter gehalten.

Liebe Friedensfreundin,
lieber Friedensfreund,

Mein Name ist Peter Pipiorke von der Naturfreunde Radgruppe Stuttgart, die diesen Radkorso organisiert hat. Ich darf Euch hierzu rechtherzlich begrüßen.

Foto vom Start der Raddemo in Stuttgart-Vaihingen

Die Naturfreunde sind seit Anbeginn der Ostermarschbewegung mit dabei. Nachdem den ersten Ostermärschen 1958 in England und seit den 1960er auch in Deutschland, gehört der diesjährige jedoch wohl in die Reihe der Ostermärsche, die in einer besonders bedrückenden Zeit stattfinden, wie heute.

Gemeinsam mit anderen haben wir in der Vergangenheit für eine Klimawende gestritten.
Wir als Radgruppe insbesondere für eine Wende in der Verkehrspolitik. Sei es durch:

  • Rad Demos
  • Interessenvertretung zu Gunsten von Fuß- und Radverkehr
  • Umverteilung der Verkehrsflächen zu Lasten des Autoverkehrs
  • Dies kann in unserem Newsletter Kettenblatt über die Jahre verfolgt werden

Jahrzehnte lang wurde die Klimabewegung vertröstet mit der Behauptung, dass es an Geld fehle. Heute müssen wir feststellen, dass von heute auf morgen versucht wird, für die Rüstung 100 Mrd. Euro aus dem Boden zu stampfen. Darüber hinaus soll der Rüstungsetat dauerhaft auf 2 % erhöht werden.
Der barbarische Krieg wird zum Anlass genommen, alle noch so kleinen Fortschritte in die Tonne zu hauen.

  • Sei es die Diskussion um den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken.
  • Sei es der Versuch, den Ausstieg aus der Kohleverstromung zu verhindern und damit verbunden, umweltzerstörenden Kohleabbau ungehindert fortzusetzen.
  • Sei es die Förderung von Gas-Abbau mittels Fracking, verbunden mit Umweltzerstörung wie auch der Produktion von Treibhausgasen.
  • Eine Einsparmöglichkeit wird allerdings zur heiligen Kuh aufgeputscht, die nicht geschlachtet werden darf: das Tempolimit!
  • SPD + Grüne lassen sich von der FDP vorführen, die selbst schon eine Diskussion ums Tempolimit kategorisch ausschließt.

Dieser durch nichts zu rechtfertigende Krieg wird für eine Kehrtwende in der Umweltpolitik genutzt!
Darum sagen wir hier und heute:

  • Nein zu einer Kriegspolitik bis hin zur atomaren Katastrophe
  • Nein zu einer Klimakatastrophe
  • Ja zu einem sofortigen Waffenstillstand


Ostermarsch 2022

Schluss mit Krieg!
Statt 100 Milliarden für die Bundeswehr:
Abrüsten! Atomwaffen abschaffen! Klima retten!

Der Krieg in der Ukraine hat Entsetzen, Ohnmacht, Angst, Solidarität und Mitgefühl ausgelöst und ist in diesem Jahr unser wichtigstes Thema beim Ostermarsch.

Der Krieg in der Ukraine hat Entsetzen, Ohnmacht, Angst, Solidarität und Mitgefühl ausgelöst und ist in diesem Jahr unser wichtigstes Thema beim Ostermarsch.

16. April 2022
Auftaktkundgebung zum Fahrradcorso in Vaihingen

10.45 Uhr, EUCOM Stuttgart Vaihingen
11.15 Uhr, Aufbruch der Radlerdemo zum Ostermarsch in Stuttgart

Auftaktkundgebung zum Ostermarsch
12 Uhr, Arnulf-Klett-Platz (vor dem Hbf Stuttgart:), anschl. (12.30 Uhr) Demozug durch die Stuttgarter Innenstadt

Abschlusskundgebung
ca. 13.30 Uhr, Oberer Schlossgarten, (vor dem Staatstheater)

Die russische Armee ist am 24. Februar völkerrechtswidrig in die Ukraine einmarschiert. Wir verurteilen diesen kriegerischen Angriff scharf. Der Überfall Russlands ist durch nichts zu rechtfertigen, auch nicht durch den 8-jährigen Bürgerkrieg in der Ostukraine. Unsere Solidarität gilt den Menschen, die Opfer dieses Krieges sind und denjenigen in der Ukraine, in Belarus und Russland und weltweit, die für einen Stopp des Krieges und eine friedliche Zukunft eintreten.  

Bereits 1999 führte die NATO gegen Jugoslawien mitten in Europa Krieg. Auch dieser neue Krieg zeigt, dass Friedensicherung größte Priorität haben muss. Die jahrelange Politik der Aufrüstung, der Konfrontation und der NATO-Osterweiterung hat nicht zu mehr Sicherheit, sondern zu Krieg und einer andauernden Gefahr auch der atomaren Konfrontation geführt. Die Gefahr eines Atomkrieges ist heute so groß wie zuletzt in der Kuba-Krise. Nicht nur die Zahl der einsatzbereiten Atomwaffen steigt, sondern auch die der Kampfdrohnen und Hyperschallraketen.

Die jetzt von der NATO, der EU und der Bundesregierung beschlossenen militärischen   Maßnahmen werden das gegenseitige Wettrüsten und die Kriegsgefahr nicht bannen, sondern befeuern.

Die gigantische Erhöhung des deutschen Rüstungshaushaltes um 100 Milliarden, die sogar im Grundgesetz verankert werden soll, zusätzlich zu 2% des Bruttosozialprodukts für Rüstung lehnen wir entschieden ab.

Diese 100 Mrd brauchen wir dringend für die Energiewende, für Bildung und Gesundheit.

Zusammenarbeit statt Konfrontation!

Auch angesichts der zahlreichen Kriegsopfer und Gräuel führt an Gesprächen zwischen Russland, der Ukraine und allen anderen beteiligten Staaten kein Weg vorbei.

Was wir brauchen, sind Abrüstung und eine Politik der Entspannung. Angesichts der gravierenden Menschheitsprobleme wie menschengemachter Klimawandel und die Pandemie ist die Zusammenarbeit aller Staaten für das Wohlergehen der Weltgemeinschaft notwendig.

Sicherheit neu denken!

Es zeigt sich immer wieder: Wir müssen Frieden neu denken – umfassend, global, sozial, ökologisch, gerecht und nachhaltig. Wir sind uns sicher: Nicht ein Gegeneinander schafft Sicherheit! Für Sicherheit und umfassenden Frieden braucht es ziviles Engagement und ein fruchtbares Zusammenwirken zum gemeinsamen Nutzen. Wir brauchen eine neue Politik der vertrauensbildenden Maßnahmen, die zu Entspannung und Abrüstung führt. Wichtig bleiben der kulturelle Austausch, die Städtepartnerschaften und Begegnungen, auch mit den Menschen der Ukraine, Belarus und Russland.

Deshalb fordern wir:

  • den sofortigen Stopp der Angriffe auf die Ukraine, sofortigen Waffenstillstand, den Rückzug russischer Truppen und eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Von der Bundesregierung fordern wir vertrauensbildende Maßnahmen zur Beilegung des Konflikts. 
  • Abrüsten statt aufrüsten! Statt mehr Geld für Waffen und Militär auszugeben, fordern wir mehr Geld für Bildung, Gesundheit, Klimaschutzmaßnahmen und ein solidarisches Sozialsystem, für zivile internationale Solidarität, zur Angleichung der weltweiten Lebensverhältnisse auf einem menschenwürdigen Niveau!
  • Flüchtende und Deserteure aufzunehmen und auch Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern Asyl zu gewähren. FRONTEX abschaffen!
  • Sofortige Freilassung aller Antikriegsdemonstrant*innen.
  • den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland und den Beitritt Deutschlands zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag.
  • Gemeinsame Sicherheit statt NATO und andere Militärbündnisse. Keine weiteren NATO-Osterweiterungen.
  • die Bewaffnung von Drohnen für die Bundeswehr stoppen – autonome Waffensysteme ächten!
  • Rüstungsexporte stoppen! Keine Waffenlieferungen an die Ukraine! Konversion von Rüstungsunternehmen und militärischen Liegenschaften! 
  • die in Stuttgart liegenden US-Kommandozentralen EUCOM und AFRICOM schließen!
  • sofortige Beendigung aller Auslandseinsätze und Missionen der Bundeswehr!
  • keinen weiteren Ausbau der EU zur Militärunion! Nein zu den gemeinsamenen Rüstungsprojekten wie Z.B. FCAS (Future Combat Air System) unter PESCO, und nein zu ihrem Finanzierungstopf, dem europäischen Verteidigungsfonds!
  • Mehr Friedensbildung! Keine Bundeswehr in Bildungseinrichtungen, auf Ausbildungsmessen und in unserem Stadtbild. „Kein Werben fürs Sterben“ – keine Militarisierung der Gesellschaft.

Deshalb rufen wir auf zum Ostermarsch 2022!
 
separater Infokasten als Bestandteil des gemeinsamen Ostermarschflyers:
 
Wussten Sie,

  • dass sich die globalen Rüstungsausgaben 2021 auf knapp 2 Billionen US-Dollar belaufen, wodurch den Staaten dringend benötigte Ressourcen für Bildung, Gesundheit, Maßnahmen gegen den Klimawandel und zur Armutsbekämpfung entzogen werden?
  • dass mehr als die Hälfte dieser Ausgaben auf die NATO-Staaten entfallen?
  • dass die Militärausgaben in Deutschland schon vor dem Ukrainekrieg im Jahr 2022 um rund 3,4 Milliarden Euro auf etwa 50,3 Milliarden Euro steigen sollten, und jetzt aber um weitere 30 Milliarden auf 2% des BIP steigen sollen und die Bundeswehr zusätzlich weitere 100 Milliarden als „Sondervermögen“ erhält?
  • dass weltweit 1.800 Atomwaffen in ständiger Bereitschaft gehalten werden? Der Einsatz eines Bruchteils von ihnen würde alles Leben auf der Erde auslöschen.
  • dass der UN-Vertrag zum Verbot aller Atomwaffen seit einem Jahr in Kraft getreten ist, die neue Bundesregierung sich aber weigert, ihm beizutreten und an der Stationierung von Atomwaffen in Deutschland und der Beschaffung neuer Trägerflugzeuge für die Bundeswehr festhält?
  • dass im Nato-Krieg in Afghanistan 240.000 Menschen starben, und dass von 38 Millionen Afghan*innen mehr als 12 Millionen von Hunger bedroht sind? Die auferlegten Sanktionen verschlimmern das Schicksal der Zivilbevölkerung.
  • dass das Militär zu den größten Verursachern von Treibhausgasemissionen gehört? Eine Flugstunde des Eurofighters verbraucht z.B. 3.500 kg Treibstoff. Zudem hat das Militär einen enormen Flächenverbrauch mit großer Boden- und Grundwasserverseuchung.
  • dass die Bewaffnung von Drohnen eine autonome Waffenführung und eine von Algorithmen gesteuerte Kriegsführung ermöglicht? 

Gedenken an die Pogromnacht 1938

Gedenkkundgebung am 9. November – 18 Uhr – Cannstatter Marktplatz

Mit Beiträgen von:

  • Ulrich Schneider (Historiker, Bundessprecher der VVN-BdA und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer)
  • Gemeinsamer Redebeitrag Stuttgarter Jugendorganisationen
  • Julia Friedrich (Geschäftsführerin DGB Baden-Württemberg)
  • Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region (AABS) 
  • Freier Chor Stuttgart mit antifaschistischen Liedern

Bitte Maske tragen und genügend Abstand halten!

Flugblatt | Weitere Informationen