3. Runde der Vaihinger Gespräche – Wie werden wir zum Prosumenten?

Paech06Dienstag 15. März, 19:15 Uhr, 150 Gäste und gute Stimmung im Rudi-Häussler-Saal in Stuttgart-Vahingen. Nach einer kurzen Begrüßung durch Cornelia Geeve beginnt ein gut gelaunter Niko Paech seinen Vortrag. Wie immer zieht er die Zuhörer schnell in seinen Bann.

Die zentrale Botschaft von Niko Paech an diesem Abend ist, durch den Verzicht von Konsum und die Reduktion der Arbeitszeit (auf 20 Stunden) und damit des Einkommens die Industrieproduktion zu halbieren. Dies sei notwendig um die Klimaschutzziele zu erreichen. Der Konsument solle sich vom reinen Konsumenten durch Subsistenz und Suffizienz (Teilen, Selbst machen, Reparieren, Verzichten, …) zum Prosumenten (Konsument und Produzent) entwickeln.

Wie immer ist es Paech wichtig zu betonen, dass der Verzicht auf Konsum gleichzeitig ein mehr an Lebensqualität bedeuten kann. Ein mehr an Zeit für Kultur, Familie und Freunde, Genuss und weniger Stress. Die Aussagen von Paech überzeugen im ersten Moment. Doch spätestens bei der Diskussion wird deutlich, dass auch Niko Paech keine Antworten auf alle Fragen liefern kann. Immer  wenn es an die politische Umsetzbarkeit innerhalb der bestehenden Verhältnisse geht, appelliert er an den Verbraucher als Individuum und gibt zu, dass es aktuell kaum vorstellbar ist, dass eine relevante politische Partei sich seine Ideen ins Parteiprogramm schreibt.

Auf die Frage, ob nicht mit starkem Widerstand derer zu rechnen sei, die von dem jetzigen System in hohem Maße profitieren, gibt er zur Antwort, dass ein nicht konfrontativer Weg zur Postwachstumsökonomie führen könne und ohne direkte Konfrontation auch kein großer Widerstand zu erwarten sei.

Trotz der im ersten Teil seines Vortrags skizzierten Folgen eines Weiterwirtschaftens wie bisher, gehen die Besucher am Ende offensichtlich mit einem guten Gefühl nach Hause. Paechs schafft es, seinen ZuhörerInnen die Zuversicht zu vermitteln, dass sie mit ersten Schritten auf dem Weg zur Postwachstumsökonomie (bewusster Konsumverzicht, Teilen, Reparieren, Selbermachen etc.) zu einer Avantgarde gehören, die im Falle Krise (z. B. Versorgungskrise mit Rohstoffen für die Industrieproduktion), die ein anderes Wirtschaften zwingend notwendig macht, als Schablone dienen wird.

Solche Beispiele zeigen, dass ein anderes Leben und Wirtschaften möglich ist. Dass durch kapitalistische Pofitmaximierung unsere Lebensgrundlagen
zerstört werden, ist offensichtlich. Wie die Menschheit den Kapitalismus hinter sich lassen kann, ist das noch zu lösende Problem. Wie jedoch das Ziel aussehen könnte, hat Niko Peach uns sehr bildhaft, detailliert und begeisternd vor Augen geführt.