Vielen Dank!

Wir bedanken uns bei  allen für eine tolle Veranstaltung! Besonderer Dank gilt unseren Referenten Tom Adler und Dr. Bernd Villhauer. Aber auch allen, die zu einer lebendigen Dikussion beigetragen haben.

In knapp drei Wochen am 19.02.2016 geht es um 19 Uhr weiter mit der 2. Runde der Vaihinger Gespräche mit Rudolf Mehl (Christen für gerechte Wirtschaftsordnung) und Helmut Rau (Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung – INWO e.V.). Wir hoffen auch dann wieder auf eine gut gefüllte Alte Kelter und spannende Diskussionen.

Vielen Dank an Eva Haag und Guntram Gerst fürs fotografieren!

 

Bücherliste zum Thema „Wege aus der Wachstumsfalle“

books-25159_640In Vorbereitung unser Veranstaltungsreihe veröffentlichen wir hier eine Liste von Büchern zum Thema  „Wege aus der Wachstumsfalle“.

 

 

 

Titel Autor Verlag ISBN Kurzzusammenfassung / Empfehlung
Atlas der Globalisierung Hrsg. Le Monde diplomatique TAZ 978-3937683386
Aus kontrolliertem Raubbau Kathrin Hartmann Karl Blessing Verlag 978-3896675323 Wie Politik und Wirtschaft das Klima anheizen, Natur vernichten und Armut produzieren.

Umfassende Widerlegung der Theorien von angeblich nachhaltigem grünem Wachstum.

Befreiung vom Überfluss Niko Paech oekom Verlag 978-3865811813 Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie
Blaues Gold Maude Barlow, Tony Clarke Kunstmann 978-3888973758 Das Geschäft mit dem Wasser
Das Ende der Megamaschine Fabian Scheidler Promedia 978-3853713846 Geschichte einer scheiternden Zivilisation
Der Crash ist die Lösung Mathias Weik, Marc Friedrich Bastei Lübbe 978-3404608584 Warum der finale Kollaps kommt und wie sie ihr Vermögen retten
Der globale Minotaurus Yanis Varoufakis Kunstmann 978-3888977541 Amerika und die Zukunft der Weltwirtschaft

Varoufakis war der einzige Wirtschaftsminister, der tatsächlich Wirtschaftswissenschaften studiert hat – aber Schäuble und Co. Wirtschaften lieber ohne Sachverstand weiter…

Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima Naomi Klein S. FISCHER 978-3100022318
Die Eroberung Europas durch die USA Wolfgang Bittner Westend 978-3864891205 Zur Krise in der Ukraine
Die Kuh ist kein Klima-Killer Anita Idel Metropolis Verlag 978-3895188206 Dieses Buch ist mehr als die Rehabilitierung der Kuh: Die Autorin dokumentiert den zerstörerischen Beitrag der intensiven Landwirtschaft zum Humusverlust und zum Klimawandel und lässt Menschen zu Wort kommen, die durch Weidewirtschaft mit Kuh und Co. und dem Wissen des 21.Jahrhunderts die symbiotischen Potenziale des Boden-Pflanze-Tier-Komplexes wiederbeleben.
Die schützende Hand Wolfgang Schorlau KiWi-Paperback 978-3462046663 Die Anatomie eines Staatsverbrechens

Alle Bücher von Schorlau behandeln ein aktuelles Thema in spannender Form und sind hervorragend recherchiert!

Ende der Märchenstunde Kathrin Hartmann Blessing 978-3896674135 Wie die Industrie die Lohas (Lifstyle of Health and Sustainability) und Lifestyle-Ökos vereinnahmt. „Warum man Geld nicht essen und sich eine bessere Welt nicht kaufen kann“
Epochenwende Meinhard Miegel List Taschenbuch 978-3548607054 Gewinnt der Westen die Zukunft
Geld oder Leben HG. Butzko rororo 978-3499627385 Eine Reise durch den Wirtschaftswahnsinn
Mit Gift und Genen Marie-Monique Robin Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert
Selbstverbrennung Hans Joachim Schellnhuber C. Bertelsmann 978-3570102626 Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima Mensch und Kohlenstoff
Stunde der Heuchler Edzard Reuter Econ 978-3430200905 Wie Manager und Politiker uns zum Narren halten
TTIP Die Freihandelslüge Thilo Bode Deutsche Verlags-Anstalt 978-3421046796 Er schildert hier mit allen Details die Nachteile von TTIP.

Unbedingt lesenswert!

Und was machst du so? Patrick Spät Rotpunkt 978-3858696168 Fröhliche Streitschrift gegen den Arbeitsfetisch
Wer hat Angst vor Silvio Gesell Hermann Benjes Blickenbach 978-3000002045

Nur bibliophil zu erhalten

Das Ende der Zinswirtschaft bringt Arbeit Wohlstand und Frieden für alle
Wohlstand ohne Wachstum Tim Jackson oekom Verlag 978-3865814142
Zwei Grad mehr in Deutschland Friedrich Wilhelm Gerstengarbe, Harald Welzer FISCHER Taschenbuch 978-3596189106 Wie der Klimawandel unseren Alltag verändern wird
Ausgewachsen! Hrsg. Werner Rätz VSA 978-3899654301 Ökologische Gerechtigkeit. Soziale Rechte. Gutes Leben
Solidarisch Menschwerden Ulrich Duchrow, Reinhold Bianchi, Rene Krüger und Vincenzo Petracca VSA 978-3899651676 Psychische und soziale Destruktion im Neoliberalismus – Wege der Überwindung. Gemeinsam verlegt mit Publik-Forum
Die Greifswalder Theorie starker Nachhaltigkeit Hrsg. Tanja von Egan-Krieger, Julia Schultz Metropolis 978-3895187506 Ausbau, Anwendung und Kritik – Beiträge zur Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit

Unsere Haltung zur Flüchtlingsfrage (Update)

Wer kann einreisen?
Wer einem hilfesuchenden Menschen nicht die Tür öffnet, ignoriert damit ethische Regeln, die so alt sind wie unsere Zivilisation. Dabei spielt es keine Rolle, warum jemand Hilfe braucht. Man sollte  bedenken, dass niemand ohne schwerwiegende Gründe seine Heimat verlässt und Not und Gefahr auf sich nimmt. Deshalb ist die Unterscheidung der Flüchtenden in aus politischen Gründen am Leben Bedrohte und Wirtschaftsflüchtlinge, also möglicherweise durch extreme Armut oder gar vom Hungertod Bedrohte erst einmal an sich unmenschlich (inhuman). Die Einreise darf deshalb zunächst niemand verweigert werden. Da das deutsche Asylrecht nun aber tatsächlich nur politisch Verfolgten Asyl gewährt, muss später geprüft werden, ob Asyl gewährt werden kann, es andere Möglichkeiten für ein Bleiberecht oder einen dauerhaften Aufenthalt gibt, oder der Schutzsuchende wieder fort geschickt wird.
Viele arme Menschen in armen Ländern haben ein verzerrtes Bild vom Leben in den westlichen Industrieländern. Sie können sich nicht vorstellen, dass sie bei uns wahrscheinlich auch in 10 Jahren noch arm und von Abschiebung bedroht sein werden, wie es bei vielen Flüchtlingen aus und nach dem Balkankrieg der Fall ist. So machen sich auch Menschen auf den Weg zu uns, deren Leib und Leben nicht direkt bedroht ist. Erst wenn gewährleistet ist, dass die sogenannten „sicheren Herkunftsländer“ nach rein humanitären, nicht wie derzeit und sehr wahrscheinlich auch zukünftig nur nach politischen Gesichtspunkten definiert werden, kann daran gedacht werden, Menschen auch wieder in ihre Herkunftsländer zurück zu führen.

Kann die Zuwanderung begrenzt werden?
Menschen flüchten vor Krieg, Verfolgung, Naturkatastrophen und Hunger. Das würde jeder von uns auch tun.
Um die Zahl der flüchtenden Menschen zu verringern oder wenigstens zu begrenzen, müssen diese Ursachen bekämpft werden, nicht die Menschen. Logisch, oder? Und dazu könnte unser Land auch durchaus einen Beitrag leisten: die oben genannten Fluchtursachen verstärkt Deutschland bisher kräftig durch Waffenlieferungen, Unterstützung korrupter und diktatorischer Regierungen, Klimawandel und ungerechte Handelsbeziehungen. Die Gründe dafür sind Profitgier und „geostrategische Überlegungen“ zur Absicherung der guten Geschäfte.
Es ist an uns, darauf zu dringen, dass unser Land seinen Teil zum Abbau von Fluchtursachen beiträgt!.
Um kurzfristig Menschen zu retten und Flucht nicht im Chaos enden zu lassen, sollte man in Syrien (oder wo auch immer das angebracht ist) Sicherheitszonen einrichten, die von der UN garantiert und finanziert werden. Dafür ist es erforderlich, dass Deutschland und andere Staaten ihre finanziellen Zusagen gegenüber der UN auch einhalten. Das wäre humaner und auch nicht teurer als z. B. die Bezahlung der Türkei als Gefängniswärter und Grenzwächter Europas.

Wie sollten Flüchtlinge versorgt werden?
Deutschland ist ein reiches Land und kann auch mehr als eine Million Menschen zusätzlich mit Essen, Kleidung, Gesundheit und Bildung versorgen. Problematisch ist die Unterbringung, zumindest in Ballungsräumen wie Stuttgart.
Wir sind strikt dagegen, neue Baugebiete auszuweisen, denn es gibt genügend andere Möglichkeiten, teils dauerhafte, teils vorübergehende Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen:
In Vaihingen gibt es zahlreiche Gebäude mit ganz oder teilweise leerstehenden Büroflächen. Es spricht nichts dagegen, solche Flächen in Wohnflächen umzuwandeln. Der umgekehrte Weg wurde und wird oft begangen und ist mit Sicherheit nicht unumkehrbar!
Eine besondere Rolle nimmt hier das Eiermannareal ein. Pläne zur Einrichtung einer Landeserstaufnahmestelle (LEA) dort wurden aus Kostengründen verworfen. Über diese Kosten (ca. 400 Mio €) oder weitere Gründe (Investorengeraune) wurden wir Vaihinger aber nicht genauer informiert. Es lohnt sich allemal, über das Eiermannareal nachzudenken, wobei man bedenken sollte, dass es aufgrund der nahen Autobahn und der peripheren Lage kaum für dauerhafte Wohnzwecke geeignet ist.
Sehr genial wäre es, wenn die US-Armee ihr EUCOM hier in Vaihingen (und auch das AFRICOM in Möhringen) räumen würde: es gäbe auf einen Schlag genügend Wohnraum für Flüchtlinge und Nicht-Flüchtlinge und gleichzeitig müssten wir nicht mehr mit der Tatsache leben, dass aus unserer Heimat der völkerrechtswidrige Drohnenkrieg der USA gesteuert wird, der natürlich auch zu den Fluchtursachen beiträgt.
Schließlich halten wir es auch für akzeptabel, auf Parkplätzen und Brachflächen für eine begrenzte Zeit Wohncontainer aufzustellen.
Es gibt – zumindest bisher – Missstände bei der Unterbringung, die unbedingt beseitigt werden müssen. Dazu gehört zuerst, dass es nicht überall getrennte Sanitärbereiche für Frauen und Männer gibt. Das ist unabhängig von jedem kulturellen Hintergrund ein Unding.
Außerdem gibt es gelegentlich Berichte von Konflikten in großen Hallen, z. B. an der Messe. Was würde wohl passieren, wenn wir mehrere Hundert junge Deutsche in eine Riesenhalle ohne Trennwände, ohne Privatsphäre (dafür vielleicht mit Kriegstraumata und Zukunftsangst) stecken würden? Eben! Zu einer menschengerechten Unterbringung gehören also auch ausreichende Rückzugs- und Ausweichmöglichkeiten.

Was erwarten wir von den Menschen die bei uns Zuflucht suchen?
Alle sollten sich an die grundlegenden Regeln bei uns halten. Eines der größten Probleme in diesem Zusammenhang ist die teilweise unterschiedliche Auffassung über das Verhältnis zwischen Frauen und Männern. Hier führt kein Weg daran vorbei, den männlichen Flüchtlingen deutlich zu machen, dass sie bei uns allen Frauen mit Achtung und Respekt begegnen müssen. Insbesondere darf es weder inner- noch außerhalb von Flüchtlingsunterkünften zu sexuellen Übergriffen oder gar Gewalt kommen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Einzelfälle von Übertritten unserer Regeln und Gesetze nicht verallgemeinert werden. Es gibt keine Belege dafür, dass Flüchtlinge trotz der teils extrem schwierigen Bedingungen mehr Straftaten begehen als deutsche – insbesondere, wenn man die Verstöße gegen die Residenzpflicht nicht berücksichtigt.
Wer Straftaten begeht, ob Deutscher oder anderer Herkunft, muss sich dafür vor Gericht verantworten und gegebenenfalls bestraft werden.

Wer kann bleiben, wer muss gehen?
Diese Frage wird im Asylverfahren geklärt, das theoretisch in erster Linie die Gefahr für Leib und Leben im Heimatland beurteilt. Bekanntlich gibt es hier einen riesigen Antragsstau. Wenn jemand zu lange auf sein Verfahren warten muss, kann unter Umständen eine Duldung eintreten, die irgendwann in eine Aufenthaltserlaubnis mündet. Für solche Verfahrensschritte spielen dann auch andere Gesichtspunkte eine Rolle: wie gut ist die Ausbildung, wie groß die Bereitschaft und Chance zur Integration usw. Hier (und vielleicht doch auch im Asylverfahren?) wird also gefragt, wie nützlich für unsere Gesellschaft jemand als neuer Mitbürger sein könnte. Was unserer Gesellschaft nützt, definiert bekanntlich die Wirtschaft. So sprechen Wirtschaftsvertreter durchaus fremdenfreundlich von der Chance, mit den Neuankömmlingen die demographischen Probleme und den Facharbeitermangel Deutschlands zu entschärfen und das Wirtschaftswachstum endlich mal wieder richtig anzukurbeln. Zufälligerweise kommt dann recht bald auch die Diskussion über den Mindestlohn wieder hoch. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, und das gilt auch für Arbeitskräfte.
Mit dem Versuch, Flüchtlinge und Lohnabhängige auf dem Arbeitsmarkt (und in der Politik!) gegeneinander auszuspielen, sind wir nicht einverstanden. Die tatsächlichen Interessensgegensätze bestehen zwischen denen die versuchen, ihre Profite immer weiter zu steigern einerseits (also auch Arbeitskräfte möglichst günstig einkaufen wollen) und denen, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um genug zum Leben zu haben. Demzufolge stehen Flüchtlinge und Arbeitnehmer mit deutschem Pass auf derselben Seite und haben objektiv dieselben Interessen und denselben Gegner, der sich über jede Spaltung ins Fäustchen lacht (Festangestellte gegen Leiharbeiter – gegen Arbeitslose – gegen Flüchtlinge).Die Idee, sich die „besten“ Flüchtlinge herauszupicken ist nicht nur gegenüber unseren sozial Benachteiligten inhuman, sondern auch gegenüber den Heimatländern der Flüchtlinge. Denn diese brauchen gerade die Jungen und/oder gut Ausgebildeten, wenn all die Kriege und Verfolgungen hoffentlich doch irgendwann zu Ende gehen.
Wir plädieren deshalb dafür, spätestens alle 2 Jahre zu überprüfen, ob sich die Situation in den Herkunftsländern möglicherweise so verändert hat, dass die Flüchtlinge dorthin zurückkehren können. Dabei müssen natürlich ihre Lebensumstände berücksichtigt werden, wie Familienverhältnisse, Gesundheitszustand oder begonnene Ausbildungen.

Wie sollten unsere neuen Mitbürger in unsere Gesellschaft aufgenommen werden?
Wir erinnern uns an die Ankunft der in den 60er und 70er Jahren angeworbenen Arbeitskräfte vor allem aus Italien, später auch der Türkei, Portugal und Spanien. Sie wurden in den Fabriken gebraucht, aber für ihre Aufnahme in die Gesellschaft wurde nichts getan. So dauerte es mehr als eine Generation, bis heute wenigstens ihre Kinder Teil unserer Gesellschaft geworden sind. Integration bedeutet für uns dabei ein aufeinander zu gehen und auch voneinander zu lernen und nicht einseitige An- und Einpassung.
Die öffentliche Diskussion und zahlreiche ehrenamtliche Initiativen zielen darauf ab, das diesmal besser zu machen. Der erste Hebel ist Bildung. Sprachunterricht für alle, gute Verteilung der Kinder und Jugendlichen auf Kindergärten und Schulen sowie berufliche Aus- und Fortbildung sind wichtig, aber auch das Vermitteln unserer Geschichte und Kultur. Jeder, der hier leben will, soll die Chance haben, in absehbarer Zeit in vollem Umfang an unserem Leben teilzuhaben und nicht in Armut, Hoffnungslosigkeit und Ghettobildung stecken zu bleiben. Das alles kostet Geld, das aber hier sicher gut investiert ist. Allerdings verlässt der Staat sich auch hier in weiten Teilen auf ehrenamtliches Engagement von BürgerInnen, ohne die das alles wohl nicht zu schaffen wäre.

Es gibt viele weitergehende Ideen zur Integration. Eine sei hier angerissen:
Wie wäre es, in einer dünn besiedelten Gegend eine Art ökologischer Musterregion zu etablieren? Auf der Basis von weitgehender Selbstversorgung und Nachhaltigkeit könnte dort eine Blaupause künftiger Lebens- und Wirtschaftsformen entstehen, die nicht auf Globalisierung und Ausbeutung der Natur und der Dritten Welt basieren. Es müsste eine ausreichende Anschubfinanzierung geben und die Teilnahme von Flüchtlingen und Deutschen müsste natürlich freiwillig sein. So ein Projekt hätte einen utopischen Charakter. Möglicherweise ist aber der Zeitpunkt für utopisches Denken jenseits des „Machbaren“ genau jetzt.

Pressemitteilung: Startveranstaltung der „Vaihinger Gespräche – Wege aus der Wachstumsfalle“

Die Einwohnerinitiative Vaihingen Ökologisch Sozial (VÖS) startet im neuen Jahr eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Vaihinger Gespräche – Wege aus der Wachstumsfalle“.

Die erste Veranstaltung findet am 29.01.2016 um 19 Uhr in der Alten Kelter in Stuttgart-Vaihingen statt. Dabei werden Thomas Adler, Vorsitzender der Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS im Gemeinderat und Bernd Villhauer, Geschäftsführer des Weltethos-Instituts an der Universität Tübingen vor und mit Zuhörern diskutieren.
Bei dieser und den folgenden Veranstaltungen werden Alternativen zu herkömmlichen Entwicklungs- und Wohlstandsmodellen erörtert. Das geschieht vor dem Hintergrund alter und neuer Krisen um Klima, Flüchtlinge, Finanzen, Krieg und Armut. Aktuell dazu sind die kritischen Äußerungen des Papstes und die Weltklimakonferenz von Paris.
Gerade in Stuttgart zeigen sich einige Folgen wachstumsorientierter Politik deutlich: Verkehrschaos, Umweltbelastung, Wohnungsnot. Ob neue Technologie, neue Politik oder neues Denken den Weg in die Zukunft ebnen ist Gegenstand der Veranstaltungsreihe.
Weitere Termine sind der 19.02.2016, der 15.03.2016 (mit Nico Paech, dem „Guru der Postwachstumsökonomie“) und der 15.04.2016.
Über Thomas Adler
Vorsitzender der Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS im Gemeinderat
Langjähriger Betriebsrat bei der DaimlerBenz AG
Über Dr. Bernd Villhauer
Geschäftsführer des Weltethos-Instituts an der Universität Tübingen („Küng-Institut“)

http://www.weltethos-institut.org/institut/institutsleitung/weltethos-institut-vita-dr-bernd-villhauer/

Warum flieht ein Mensch?

Als Diskussionsbeitrag zur Flüchtlingssituation stellen wir hier den Leserbrief von Sascha, der in der VorOrt Vaihingen aus dem Dezember 2015 veröffentlicht wurde online.

Wie die Flüchtlinge von den Menschen in Deutschland, Österreich und anderswo aufgenommen wurden und hoffentlich weilhin aufgenommen werden, ist großartig. Aber dies kann nicht die Ursachen von Flucht vergessen machen und die Auseinandersetzung mit diesen Ursachen verhindern. Verantwortlich dafür, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen, ist die Politik der westlichen Industriestaaten. Eine Politik der Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen mit allen Mitteln.

An erster Stelle sind hier zu nennen die Waffenlieferungen in alle Welt, die Ausbeutung von Schwellenländern (wertvolle Rohstoffe, billige Arbeitskräfte) und die Zerstörung lokaler Märkte z.B. durch Exporte von billigem Hähnchenfleisch nach Afrika.
Der Hunger der Industrienationen nach Rohstoffen und geostrategische Interessen, die sich z.B. unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe (von Brunnenbau und Frauenbefreiung) direkt oder indirekt offenbaren, spielen eine zentrale Rolle. Nicht vergessen werden darf dazu noch die Ausbeutung der Menschen in diesen Ländern, die für Hungerlöhne unter Einsatz von Gesundheit und Leben für die Konzerne der Industrienationen schuften. Diese
wirtschaftlichen Interessen werden wie selbstverständlich mit militärischen Mitteln in und gegen andere Staaten durchgesetzt.

Wir müssen uns klar machen, dass wir alle davon profitieren. Unser Wohlstand basiert zu einem beträchtlichen Teil darauf. So richtig voll machen sich die
Taschen aber die richtig mächtigen Großkonzerne. Die Lasten der Flüchtlingsströme aber trägt wieder die Allgemeinheit. Es ist gut, dass wir die Flüchtlinge hier Willkommen heißen und es ihnen nach allem was sie erlebt haben, so einfach wie möglich machen. Aber gleichzeitig sollten wir stets fragen warum wir uns gefallen lassen, dass in praktisch allen Bereichen die Großkonzerne Profite auf Kosten der normalen Menschen hier, in Syrien und fast überall auf der Welt machen, die Kosten und Lasten, aber fast ausschließliche von der Allgemeinheit getragen werden müssen.
Mit ihren Kriegen, ihren Waffen und der Zerstörung der lokalen Wirtschaften, die wir zulassen, haben wir also direkt die Flüchtlingsströme zu verantworten.

Es ist die Aufgabe von uns allen, jedem entgegenzutreten, der nur die Wirkung (die Flüchtlinge) betrachtet und die Ursachen vergisst. Diese Sichtweise finden wir bei Faschisten, Neofaschisten und Rechtspopulisten bis hin zu vertretern von CDU/CSU und der sog. bürgerlichen Mitte. Ursache
sind die Politik und das Handeln der Weltmacht USA, sowie der EU, in der Deutschland eine führende Rolle spielt.

Erste Stimmen sind nun zu vernehmen, die die Flüchtlinge als Lösung unseres demographischen Problems nennen. So titelt die Stuttgarter-Zeitung am 6. September „Daimler-Chef will Flüchtlingen Chance geben“ und zitiert Zetsche mit „Genau solche Leute suchen wir doch.“ Die zunächst legitim erscheinende Lösung birgt dabei eine neue Ungerechtigkeit und Sprengkraft
in sich. Sind es doch gut ausgebildete Fachkräfte, Ärzte, Lehrer,
Wissenschaftler und andere, die später fehlen werden, um ihre zerstörte Heimat wieder aufzubauen. Stattdessen entsteht dort eine neue Generation der Zurückgelassenen und Chancenlosen. Wer wundert sich da noch über Al Quaida und IS?

Natürlich müssen wir nun die Flüchtlinge aufnehmen. Auch wenn die Zahlen und Kosten weiter steigen. Tatsächlich wird mit 800.000 neuen Flüchtlingen die in Deutschland Asyl suchen gerechnet. Dies sind lediglich vier Prozent der weltweit etwa 20 Millionen auf der Flucht befindlichen Menschen. Deutschland aber ist eines der reichsten Länder der Welt. Auch wenn die reichsten fünf Prozent über 50% des Gesamtvermögen besitzen. Ebenso wichtig ist aber ein sofortiger Exportstop von Waffen, die Investition in Bildung, der Stop von unfairem Handel und der Ausbeutung von Menschen. Zugleich müssen wir alles tun damit die Menschen vor Ort die Konflikte beilegen, damit die Flüchtlinge von heute schon bald wieder in ihre Heimat zurückkehren können und mit unserer echten solidarischen Unterstützung ohne wieder nur den westlichen Profiteuren nützenden wirtschaftlichen Nebengedanken, ihre Heimat wieder aufzubauen.