Pressemitteilung: Für Verkehrslösungen den Sachverstand der Vaihinger Bevölkerung nutzen!

Seilbahn – Tunnelbahn – oder doch lieber besserer Busverkehr

Mit einer in ganz Vaihingen verteilten kleinen Broschüre mischt sich die Einwohner*innen Initiative Vaihingen Ökologisch Sozial (VÖS) in die aktuelle Diskussion über eine Verkehrswende und die Gestaltung der Ortsmitte ein.

Das anschaulich illustrierte Heftchen soll als Auftakt für eine breite Diskussion in der Bevölkerung dienen. „Wir haben überlegt, wie das Verkehrsproblem gelöst und die Lebens- und Aufenthaltsqualität in Vaihingen verbessert werden kann ohne fragwürdige und spektakuläre Großprojekte wie Stadtbahn-Untertunnelung oder Seilbahn. Wir streben Lösungen an, auf die wir nicht allzu lange warten müssen und die den Steuerzahlern auch nicht zu viel kosten. Diese Überlegungen stellen wir nun zur Diskussion“, sagt Rolf Steinbuch, einer der Initiatoren des Diskussionsprozesses.

Wir meinen, ergänzt Sascha Retter, bevor man private Büros mit teuren Untersuchungen für Seilbahn- und Tunnelprojekte oder eine städtebauliche Neustrukturierung Vaihingens beauftragt, sollte man lieber auf den Sachverstand der ortsansässigen Bevölkerung zurückgreifen, die am besten weiß, welche Lösungen ihren Bedürfnissen entsprechen.

Dass eines der Hauptprobleme Vaihingens in der hohen Autoverkehrsbelastung besteht, ist ja nicht erst seit gestern bekannt, sagt der bei VÖS aktive Vaihinger Bezirksbeirat Gerhard Wick.

Mit jeder Ausweitung von Arbeitsstätten und Wohngebieten steigt auch das Verkehrsaufkommen, verringert sich die Aufenthalts- und Lebensqualität, leidet die Gesundheit und das Klima. Auch für das Ladensterben sind die das Zentrum zerschneidenden breiten Autostraßen mit ursächlich. Leider, so Wick, sei den städtischen Planern zu den immer wieder geforderten Verkehrskonzepten nichts eingefallen als der Bau von Umgehungsstraßen. Und obwohl inzwischen alle großen Gewerbebereiche über Umfahrungsstraßen zu erreichen sind, nimmt der Autoverkehr durch den Ort weiter zu. Was wohl auch daran liegt, dass die versprochenen begleitenden Straßenrückbaumaßnahmen im Ortsinneren nicht oder nur unvollständig umgesetzt wurden.

Wenn die Verkehrsplaner die ihnen 2017 zur Verfügung gestellten 2 Mio Euro nun wieder einerseits für weiteren Straßenausbau verwenden, andererseits private Büros mit aufwendigen und teuren ÖPNV Planungen wie Seilbahn oder Stadtbahntunnel beauftragen, haben sie aus diesen Fehlern nichts gelernt, kritisiert die Initiative.

Auch wir können und wollen hier keine „Allheilmittel“ präsentieren, betont Steinbuch, gehen aber von anderen Grundannahmen aus als Verwaltung und Gemeinderat.

Wir stellen fest: Das Auto ist immer noch das bequemste aller Fortbewegungsmittel. (Und wird es trotz Stau und Parkplatzmangel auch bleiben). Zugleich ist es das umwelt- und klimaschädlichste mit dem höchsten Platzverbrauch. Das bequemste und zugleich schädlichste Verkehrsmittel muss zumindest innerorts nicht auch noch das schnellste sein.

Ein Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel kann nicht allein durch noch so moderne und attraktive öffentliche Verkehrsmittel erreicht werden, solange diese nur als Ergänzung zum Auto auf anderen Trassen angeboten werden. Sie müssen gleichzeitig den Autoverkehr bremsen und ihm Platz wegnehmen. Der ÖPNV gehört deshalb weder unter die Erde, noch in die Luft. Er gehört auf die schon vorhandenen Straßen und muss dort Vorrang erhalten.

Deshalb schlagen wir für die innerörtliche Erschließung ein attraktives in kurzen Takten verkehrendes, flexibles Bussystem vor. Auch über Verbesserungen für den Radverkehr und einen guten Schutz für Fußgänger müssen wir uns Gedanken machen.

Dasselbe gilt für die überfällige Reduzierung des Durchgangsverkehrs. Auch hier reicht es nicht, Umfahrungsstraßen anzubieten. Straßenbau führt immer zu noch mehr Autoverkehr. Man muss gleichzeitig das Fahren durch den Ort erschweren und langsamer machen.

Deshalb schlagen wir vor, in den Ortsmitten von Vaihingen und Rohr die teils vielspurigen Straßen in Multiflächen umzuwandeln, auf denen Fußgänger*innen, Fahrradfahrer*innen und Autofahrer*innen gleichberechtigt sind und Autos nur langsam fahren dürfen.

Damit könnte gleichzeitig ein weiterer viel beklagter Missstand behoben werden: Die derzeit in Nord- und Südbereich gespaltene Vaihinger Mitte würde wieder zu einem echten Zentrum mit hoher Aufenthaltsqualität für die Menschen. Die derzeit verfolgten monströsen Planungen, die Geschäftsgebäude am Vaihinger Markt abzureißen und die bisher im Süden liegenden Geschäfte dort in einem Neubau zu konzentrieren wären hinfällig.

Leider hat Corona nun verhindert, dass wir – wie geplant – unsere Überlegungen in öffentlichen Veranstaltungen vorstellen können, um sie dann vielleicht in Form von Workshops zu vertiefen oder auch zu verändern. Dafür haben wir eine extra Seite eingerichtet, auf der alle Vaihinger*innen ihre Kritik und Vorschläge einbringen und diskutieren können. https://vaihingen-ös.de/verkehr-in-vaihingen/