In den letzten drei Wochen haben wir in Vaihingen ein Flugblatt zur Panzerstraße verteilt.
Die Panzerstraße als Radschnellweg?
Es gibt eine bessere Lösung!
Liebe Einwohnerinnen und Einwohner von Rohr und Vaihingen,
wir alle kennen und schätzen die Panzerstraße von Vaihingen/Rohr nach Böblingen:
Man kann dort prima radfahren, mit der Familie spazieren gehen, joggen, Kinderwagen schieben, Hund ausführen. Eine eindrucksvolle Pflasterstraße, Zeugnis von hohem handwerklichem Können und nach 80 Jahren noch sehr gut erhalten, 2016 zu Recht unter Denkmalschutz gestellt. Ein Bauwerk, wie man es im ganzen Land kaum irgendwo noch findet.
Jetzt plant das VerkehrsJetzt plant das Verkehrsministerium, in BW mehrere Radschnellwege einzurichten. Wir begrüßen alle Maßnahmen, die den Radverkehr sinnvoll fördern; dazu können auch solche Schnellverbindungen gehören. Aber was hat man sich als erstes Objekt ausgesucht? Ausgerechnet unsere Panzerstraße! Sie soll mit Asphalt zugeschmiert werden und sogar eine Beleuchtung erhalten! Noch dazu Winterdienst, also zentnerweise Salz im Wald. Allein die Baukosten 3,2 Millionen € (und man rechnet schon jetzt damit, dass es noch teurer wird)!
Begründung? Sie sei zu holprig, es bestehe Rutschgefahr. Holprig? Natürlich ist sie nicht glatt wie ein Billardtisch, aber man kann sehr gut auf ihr fahren – das beweisen mehrere hundert Radler jeden Tag. Rutschgefahr bei Nässe? Wie viele solcher Unfälle hat es in all den Jahrzehnten gegeben? Wo sind die Nachweise?
Wenn schon Sicherheit: Wo bleiben dann wir, die so gern über diese Straße gemütlich fahren, spazieren, joggen?
Und der Denkmalschutz? Man will vor dem schmalen Steg über die Autobahn 80 Meter (!) Pflaster offen lassen, „damit der alte Charakter erkennbar bleibt.“ Soll das ein Witz sein? Wieder einmal: Wenn politische oder wirtschaftliche Interessen ins Spiel kommen, ist der Denkmalschutz das Papier nicht wert, auf das er gedruckt ist.
Noch dazu: Diese Asphaltpiste wird eine isolierte Radautobahn im Wald! Die Anschlusswege von Böblingen und Sindelfingen her sind mehr als problematisch, mit massiven Steigungen, und die Weiterführung auf Stuttgarter Seite ist ungeklärt. Die steile Waldburgstraße runter? Oder will man auch die Pflasterstrecke auf unserer Seite asphaltieren? Man beschwichtigt auf beiden Seiten die Bürger mit ‚Machbarkeitsstudien‘. Garantiert das schon eine Lösung? Finden die Leute, die dafür ausgewählt werden, auf einmal Wege, die wir noch gar nicht kennen?
Aber vor allem:
Es gibt bereits eine gute Verbindung, mit wesentlich geringerem Höhenunterschied – die alte B 14! Warum nicht so umbauen, dass sie in erster Linie für Radfahrer, Busse und Anlieger da ist? Muss sie für Autos offen bleiben? Jetzt ist sie schon über zwei Monate wegen Bauarbeiten gesperrt: Geht doch . . . Der Bezirksbeirat Vaihingen hat im September auf Antrag der Fraktion SÖS/Linke/PluS einstimmig (!) die Asphaltierung abgelehnt und den Ausbau der B 14 empfohlen.
Fazit
Das Ministerium weiß, dass die anderen Strecken erst in vielen Jahren zu realisieren sind. Daher will man möglichst schnell und medienwirksam ein fertiges Stück vorzeigen können: (Un-)Sinn, Aufwand, Denkmalschutz und
erst recht die Wünsche der Bürger sind nicht entscheidend. Auch der Landrat ist ganz heiß auf dieses Vorhaben: Hauptsache, sein Kreis kommt in die Schlagzeilen und ins Fernsehen. Wie bei Trump: Böblingen first! Der Kreistag hat am 14. Mai die Mittel bewilligt, aber das lief so ab: Nach über drei Stunden ermüdender Diskussion über andere Themen waren von 84 Stimmberechtigten nur noch 49 anwesend: 32 ja, 15 nein, 2 Enthaltungen.Die Betreiber wollen im Herbst mit den Bauarbeiten beginnen. Wie viele Radwege ließen sich für dieses Geld einrichten oder verbessern!
Daher: Für sinnvollen Radverkehr, aber gegen ein ebenso teures wie unsinniges Prestigeprojekt: eine Kulturschande und ein Schildbürgerstreich!
Rettet die Panzerstraße!
Rufen Sie an oder schreiben Sie eine E-Mail, sagen Sie Ihre Meinung:
Verkehrsministerium Baden-Württemberg
T. 0711 / 231-5803
E-Mail: edda.greiner@vm.bwl.de
Landratsamt Böblingen
T. 07031 / 663-1655
E-Mail: m.wuttke@lrabb.de
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