Einen schlechteren Standort als Vaihingen kann es für den Stuttgarter FernOmnibusBahnhof kaum geben

Ungeeignet für einen Fernbusbahnhof: Der Standort „Stuttgart-Vaihingen“

Die Realisierung eines Fernbusbahnhofs gegenüber des heutigen S-Bahn-Halts „Vaihingen“ hätte folgende Konsequenzen:   Das Gewerbegebiet Vaihingen-Möhringen wäre künftig ohne Gleisanschluss (nur noch Firma Scharr auf eigenem Gelände angeschlossen).
Damit wird der Güterverkehr künftig auch nach Liberalisierung des Schienenverkehrs auf die Straße gezwungen.
Die Gewerbetreibenden fürchten einen Imageschaden und eine Entwertung ihres Firmenstandorts durch dieses Projekt.
Diese Befürchtungen sind ernst zu nehmen: Gleichlautenden Bedenken der EnBW hat der Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen (als es um das Gelände Ossietzky-Straße ging) erst vor wenigen Tagen stattgegeben und damit alle anderen städtebaulichen Erwägungen hinten angestellt.
Das Gewerbegebiet Wallgraben hat in den letzten Jahren - im Vergleich zu anderen Stuttgarter Gewerbestandorten - bei betrieblichen Neuansiedlungen mit am Schlechtesten abgeschnitten. Daher sollte hier alles unterlassen werden, was zu einer Schwächung dieses Standortes führen könnte.

  • Am Standort Vaihingen muss die gesamte begleitende Infrastruktur neu geschaffen werden (Toiletten, Schließfächer, wettergeschützte Wartemöglichkeiten, Informationsmöglichkeiten usw.); nachts gibt es hier bisher keine öffentliche und keine soziale Kontrolle (Änderung der Ladenöffnungszeiten, zusätzliche Polizeistreifen usw. erforderlich).
  • Durch die Trennung der Busverkehre (Fernbusse nach Vaihingen, ÖNPV
    weiterhin am Hauptbahnhof, Gelegenheitsverkehre noch unklar) verzichtet die
    Stadt Stuttgart auf öffentliche Zuschüsse:
    Für die Bau- und die Grundstückskosten eines „Zentralen Omnibusbahnhofs“
    (wie es der heutige ZOB wäre), gewähren Bund und Land gemäß „Gemeinde-
    verkehrsfinanzierungsgesetz“ einen Zuschuss von bis zu 75%.
  • Der Fernbusbahnhof stellt den zukünftigen Willkommensgruß Stuttgarts an die
    Reisenden aus Europa dar. Ein Gewerbegebiet im äußersten Vorort ist dafür
    nicht die richtige Adresse - das „Herz Europas“ schlägt an anderer Stelle!
    Die Fernbusreisenden erhalten sonst den Eindruck, in Stuttgart „Gäste zweiter
    Klasse“ zu sein, das ist Image-schädlich.
  • Diese Standortwahl geht am Wunsch sowohl der Betreiber als auch der Nutzer des Busbahnhofs vorbei, sie ist damit kaum zukunftsfähig.
    Sogar die von der Stadt Stuttgart beauftragten Planer (SWITCH Transit Consult GmbH und Universität Stuttgart) halten Vaihingen für „zweite Wahl“.
    Für eine Beibehaltung des ZOB im unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs (aber nicht über 12 km entfernt) hatten sich ausgesprochen:
    • Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderats im Jahr 2003
    • Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart
    • Höhere Verkehrsbehörde (im Regierungspräsidium Stuttgart)
    • Stuttgart Marketing
    • Bezirksbeirat Stuttgart-Vaihingen (einstimmig)
    • Verkehrsclub Deutschland Gruppe Stuttgart
    • Verband baden-württembergischer Omnibusunternehmer e.V. (der rund 350 Busunternehmen vertritt)
    • Deutsche Touring
    • über 1.800 Vaihingerinnen und Vaihinger, die sich schon an aktuellen Unterschriften-Aktion beteiligt haben.`

In Vaihingen wurde erst im letzen Jahr, nach über zehnjähriger politischer Arbeit, ein Lkw-Durchfahrtsverbot eingeführt. Die dadurch erzielten Erfolge werden durch den Fernbusbahnhof unterlaufen: Den Busspediteuren kann keine Route vorgeschrieben werden. Vaihingen war der erste Stadtbezirk, der wegen besonders dringlichem Bedarf einer Lärmkartierung unterzogen wurde.
Das beabsichtigte „Verkehrslenkungskonzept“ belastet reine Wohngebiete und Erholungsflächen.

Das Gewerbegebiet Wallgraben ist rund um den geplanten Fernbusbahnhof bereits heute verkehrlich hoch belastet.

Das gesamte Vorgehen bei diesem Projekt weist erhebliche Planungs- und Demokratiemängel auf!

Die Stadtverwaltung treibt mit dem Gemeinderat und der betroffenen Öffentlichkeit ein böses Spiel:
Vom Beschluss des UTA im Jahr 2003 bis zum Sommer 2007 werden keine ernsthaften Anstrengungen unternommen, einen Hauptbahnhof-nahen Standort zu realisieren.
Die „Standortwahl Vaihingen“ (wer hat diesen Standort gewählt?) gelangt im Herbst 2007 durch eine Indiskretion an die Presse.
Herr Baubürgermeister Hahn führt im Oktober 2007 den UTA durch falsche Zahlen in die Irre („30-40 Busse am Tag“). Tatsächlich sind es an Normaltagen 70-80, an Spitzentagen 168 (und auch diese Zahlen werden sich wegen des sehr wahrscheinlichen Wachstums in Zukunft noch deutlich erhöhen).
Der Bezirksbeirat Vaihingen erhält keine Auskunft zur wiederholten Anfrage an die Stadt Stuttgart hinsichtlich ihrer gegenüber dem Eisenbahnbundesamt am 23.12.2002 geäußerten „Zielvorstellungen zum Zentralen Omnibusbahnhof“.
Das Regierungspräsidium wagt nicht, schriftlich zu konkreten Anfragen Auskunft zu geben, lässt aber durchblicken, dass seine Daten (wie z.B. Vergabe von Konzessionen für Fernbuslinien) in den Gutachten der Stadt nicht richtig gewürdigt worden seien.
Über die Gelegenheitsverkehre und deren künftige Bewältigung, auch während der Bauphase von Stuttgart 21, schweigt sich das Stadtplanungsamt aus.
Die beabsichtigten 15-16 Vaihinger Busbahnsteige lassen aber befürchten, dass auch diese Verkehre „stillschweigend“ künftig über Vaihingen abgewickelt werden sollen.
Ein solch wichtiges Infrastrukturvorhaben soll ohne tragfähige Zukunftsprognosen (Verkehrliche Entwicklung, Bedarfe …) realisiert werden?