Leserbrief von Gerhard Wick zum Artikel in der Filderzeitung vom 10.9.2008 "FOB-Gegner bezeichnen Stadträte als dilettantisch und ignorant"

Das Wesentliche unterschlagen

Die Vaihinger Initiative gegen einen FOB in Vaihingen, die sich übrigens nicht als FOB-Gegner, sondern als ZOB-Befürworter versteht – hat in einem offenen Brief an die Stuttgarter Gemeinderäte zahlreiche Fragen und Forderungen zu den weiteren Planungen für das Gelände am Vaihinger Bahnhof gestellt.
Die dazu herausgegebene Pressemitteilung trägt die Überschrift „ IgFOB zur künftigen Nutzung des Geländes am Vaihinger Bahnhof: Bezahlbarer Mietwohnungsbau statt Büros und weiteren Handelszentren.

Der von Investorenseite ins Auge gefassten Großbebauung mit nicht benötigten Handelseinrichtungen, Büros und Hotels werden die Vorschläge der Vaihinger Bürger gegenübergestellt:
dringend benötigter bezahlbarer (sozialer) Mietwohnungsbau anstelle der Inanspruchnahme der letzten Grün- und Erholungsflächen (Honigwiesen) , nahe an Arbeitsplätzen und ÖPNV als wegesparendes und damit energiesparendes Modell
oder Nutzung als Grün- und Erholungsfläche,
oder Bau eines VHS-Zentrum s Stuttgart Filder,
oder Erhalt der Frischluftschneise für Stuttgarts Mitte,
oder Aufrechterhaltung der heutigen Freifläche als Flächenreserve für zukünftigen Nutzungsbedarf zugunsten des Gemeinwohls.

All dies hat die Redakteurin in ihrem ausführlichen Artikel schlicht unterschlagen und statt dessen kurzerhand einen Nebensatz der Presseinformation zur Überschrift gemacht, nämlich dass zu befürchten sei, dass die Gemeinderäte bei der Gestaltung des weitaus größten Teils des Vaihinger Baugeländes ebenso dilettantisch vorgehen könnten wie bei der Standortsuche für einen FOB. Was übrigens nicht nur die IgFOB meint, sondern z.B. auch im “Deutschen Architektur-Forum” nachzulesen ist. Und damit alles auch schön ausgewogen ist, hat die gewissenhafte Journalistin auch gleich – was durchaus in Ordnung ist – die Stellungnahme einiger Vaihinger Gemeinderäte eingeholt und ausführlich dargestellt. Leider nicht zu den zahlreichen inhaltlichen Vorschlägen der Bürgerinitiative, sondern allein zu dem genannten Nebensatz. Jetzt frage ich: Gibt es einen Preis für Journalismus, der mit vielen Worten alles Inhaltliche eliminiert und so den Politikern erspart, was ihnen am unangenehmsten ist: die sachliche Auseinandersetzung mit den Vorschlägen und Forderungen der Bürger? Die Verfasserin dieses Artikels hätte ihn verdient.

Gerhard Wick
(Mitglied im Sprecherrat der IgFOB)