E-Mailaktion Stoppt die Allianz-Pläne #1

Unsere E-Mailaktion läuft nun bereits seit Anfang Dezember. Durch unsere Aktion haben die StadträtInnen bereits zahlreiche E-Mails erhalten.

Da Baubürgermeister Pätzold nicht bereit ist mit uns zu sprechen und die StadträtInnen ebenfalls nicht erkennen lassen die Pläne in Frage zu stellen zu wollen, rufen wir zu einer Demonstration am 19.01. auf.

Weiter zum Demoaufruf …

Einige Antworten und Rückantworten werden wir hier in den nächsten Tagen veröffentlichen. Wir beginnen hier mit unserer vorformulierten E-Mail.

Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

der Stadtbezirk Vaihingen leidet schon seit langem unter einem krassen Missverhältnis zwischen der Zahl der Einwohner (ca. 45.000) und der Arbeitsplätze (rd. 60.000, Tendenz steigend). Die Folgen des Pendlerverkehrs sind drastisch: Staus, Abgase, Lärm, Feinstaub. Bereits heute hören, sehen, riechen und erleben wir ein Verkehrschaos! Gleichzeitig wurden und werden immer mehr Grünflächen bebaut und Frischluftzüge durch Gebäude verriegelt. Im größten Gewerbegebiet Stuttgarts (Synenergiepark) ist die weitere Aufsiedlung auf Brachen und nach Abriss älterer Bauten in vollem Gang.
Mit der Überbauung eines Sportgeländes, somit außerhalb des gültigen Bebauungsplanes, wird die Bürostadt der Allianz AG die bereits bestehenden Probleme massiv verstärken: erheblicher zusätzlicher Autoverkehr, Überbauung von Grünflächen und Sportanlagen, Sperre einer Frischluftschneise. Bereits das Verkehrsgutachten zur Bebauung des Aurelisgeländes (Prof. Karajan, 2011) kam zu dem Schluss, dass der Verkehr in Vaihingen an seiner Kapazitätsgrenze angelangt ist. Mit den aktuellen Vorhaben, also mit einer Erhöhung um mindestens „2x 4000 – Daimler und Allianz“ Arbeitsplätzen, wird diese deutlich überschritten.
Doch die Stadt Stuttgart trifft aktuell alle Maßnahmen, um in vorauseilendem Gehorsam den Wünschen der Allianz AG entgegen zu kommen. Der Verlust eines Sportvereins und von Wohnungen wird dabei wohl nur als Kollateralschaden betrachtet. Die Umsiedlung der Abfallbeseitigung, erst vor wenigen Jahren aus dem Fasanenhof wegen der EnBW-Zentrale verdrängt, wird aus der Portokasse der Stadt bezahlt.
Das angekündigte ‚Mobilitätskonzept‘ kann nicht mehr sein als Augenwischerei: Werden sich die Fahrzeuge – wohin man sie auch verschiebt – durch irgend eine Art von Planung in Luft auflösen? Selbst bei gutem Willen auf allen Seiten werden auch öffentliche Verkehrsmittel einen derart steigenden Bedarf nicht bewältigen können.

Dass die Firmenleitung gerade dieses Projekt realisieren will und es daher als alternativlos darstellt, ist leicht nachzuvollziehen. Allein durch die Änderung des Baurechts entsteht ein Zusatzgewinn im zweistelligen Millionenbereich. Ist es aber Aufgabe des Gemeinderats, in erster Linie Unternehmensinteressen zu berücksichtigen? Gerade in Vaihingen gibt es drastische Beispiele, zu welchen Spätfolgen ein solches Verhalten führen kann: IBM/Eiermann-Campus ist nur eines davon. Außerdem ist noch in Erinnerung, dass ein wesentlich geringerer Eingriff – der Neubau der abgebrannten Sportinsel – aus ökologischen Gründen abgelehnt wurde. Das großzügige Angebot, als Ausgleich für den riesigen Verlust an Freiflächen ein paar Meter des Schwarzbachs zu renaturieren, könnte geradezu als Verhöhnung aufgefasst werden.
In dieser Situation ist es dringend geboten, eine weitere Ansiedlung von Unternehmen so zu steuern, dass Vaihingen nicht unter der Belastung zusammenbricht, die durch noch mehr Verkehr und noch mehr Bebauung (Klima, Lärm, Abgase, Verlust von Grünflächen, fehlende Abkühlung usw.) entsteht.

Geopfert wird bei einer falschen Entscheidung zugunsten kurzfristiger Konzerninteressen ein aktiver Sportverein mit mehr als 1000 Mitgliedern, für dessen Fußballplätze vor Ort kein Ersatz gefunden werden wird. Kinder können aber nicht nach Degerloch oder Wangen ausweichen, sie müssen zu Fuß oder per Fahrrad zu Ihrem Sportgelände gelangen können. Geopfert werden mehrere Reihenhäuser, deren Bewohner zum Teil schon mehr als 40 Jahre dort wohnen. Geopfert werden Abkühlung und Umwelt. Geopfert wird der stadtplanerisch sinnvolle Grünstreifen zwischen Industriegebiet und Wohngebiet. Geopfert wird auch die jahrelang geltende Rechtsgrundlage: „Das Industriegebiet ist klar begrenzt. Die Grünflächen und die Sportplätze sind vor Bebauung geschützt.“

Geopfert wird letztlich das Allgemeininteresse und der Bürgerwille zugunsten von mehr oder weniger kurzfristigen Konzerninteressen.

Machen Sie da nicht mit! Wir fordern Sie auf, klare Haltung für Lebensqualität und gegen Überbauung von Grünflächen und damit einhergehendem Verkehrskollaps zu zeigen.

Wurden Sie nicht als Vertreter der Bürgerinnen und Bürger gewählt? Welcher Eindruck, welche Auffassung von Demokratie und Volkswille wird dann noch weiter verstärkt, wenn zu sehen und zu spüren ist, dass im Zweifelsfall – für welche Partei, für welche Vertreter auch immer man sein Kreuzchen gesetzt hat – Investorenziele Vorrang erhalten? Wird es dann wieder Aufforderungen geben, sich doch an Wahlen zu beteiligen, weil man so ja mitbestimmen könne? Gibt es dann wieder Klagen über Politikverdrossenheit?
Wir bitten Sie, zum Wohl der Einwohnerinnen und Einwohner zu entscheiden.